Karnevalszug: Die Stadt geht zu Fuß

Gestern wurde der Zugweg durch den St. Töniser Ortskern ausprobiert und genehmigt. Es erklang kein „Klappertüüt“.

Foto: Kurt Lübke

St.Tönis. So mancher rieb sich am Mittwochvormittag verwundert die Augen: Jetzt, wo eigentlich die Gedanken in Richtung Weihnachten gehen, sah man in der St.Töniser Innenstadt einen Karnevalswagen. „Klappertüüt“, der närrische Ruf der Tönisvorster, wurde nicht angestimmt. UndKamelle gab’s auch nicht. Zudem sah der Wagen des Tönisvorster Karnevalskomitees eher ungewöhnlich aus.

„Wir haben den in der Breite und Länge so erweitert, dass er den größten Wagen des Zuges simuliert“, erklärte Zugleiter Dieter Hackstein. Dass es jetzt den scheinbar verfrühten kleinen Umzug gab, hatte seinen Grund: Denn die Stadt hatte das eingefordert, um zu prüfen, ob der Zugweg der letzten beiden Jahre auch für 2016 genehmigt werden kann.

Und so zog der Traktor den erweiterten TKK-Wagen durch die Stadt. Insbesondere die kritischen Ecken hatten die städtischen Mitarbeiter auf ihrem Zettel. Was bedeutete: Der Wagen nahm alle Ecken und Hürden, die die City zu bieten hat. Nach rund zwei Stunden war das vorweihnachtliche Spektakel vorbei. Alle zeigten sich zufrieden. Denn die Stadt hat den Zugweg wieder abgenommen. Womit die Rahmenbedingungen geklärt wären. Klar ist seit letzter Woche aber auch, dass der Stadtwagen, der zum festen Erscheinungsbild des Zuges gehört, nicht am Start sein wird. Schon bei der Tüv-Abnahme in der vergangenen Woche war das Gefährt nicht in der Wagenbauhalle an der Industriestraße. Grund: Eine Zulassung würde er nicht bekommen.

„Der alte Wagen war rund 40 Jahre alt und kann nicht mehr nachgerüstet werden. Und es muss gleichzeitig gespart werden“, sagt Stadt-Pressesprecherin Catharina Perchthaler auf WZ-Nachfrage. Ähnlich war in der vergangenen Woche bei den Wagenbauern erzählt worden. Es ist wohl die Bremsanlage, die nicht mehr zu reparieren ist. Und nun? „In diesem Jahr wird es wohl eine Fußgruppe geben“, sagt Catharina Perchthaler.

Dass das Gefährt marode ist, erfuhren die Ratsvertreter, die traditionell auf dem Wagen mitfahren, in der vergangenen Woche bei der Sitzung des Hauptausschusses. Dabei wurde zunächst gemurrt: „Warum erfahren wir das gerade mal acht Wochen vor Karneval?“ Ganz schnell entstand dann aber die Idee, eine Fußgruppe zu bilden. Dabei wird dann nur ein kleiner Wagen mitgeführt, auf dem das Wurfmaterial untergebracht werden kann. Einen neuen Wagen anzuschaffen, sei in der momentanen finanziellen Lage der Stadt das falsche Zeichen.

Uwe Leuchtenberg, oftmaliger Mitfahrer und Ratsherr (SPD), ist nicht wirklich begeistert von der Idee einer Fußgruppe. „Ich persönlich fiele wegen einer Verletzung womöglich aus.“ Leuchtenberg bezweifelt, dass eine Fußgruppe nach außen hin so attraktiv sei wie ein schöner Wagen. Weswegen er eine ganz andere Idee ins Spiel bringt: „Wenn man schon Brauchtum will, kann man ja vielleicht auch mal in das eigene Portmonee greifen.“ Er sei dazu in jedem Fall bereit. Und schließlich müssten die Mitglieder von Karnevalsvereinen sich auch finanziell beteiligen.