St. Tönis. Gemüsebauer Ferdi Thees hat viel zu tun. Nicht auf dem Feld. Da kann er momentan nicht drauf. Weswegen auch der Preis für den Porree steigt. "Letzte Woche habe ich noch 25 Cent die Stange genommen. Diese muss ich 30 haben", sagt er an seinem Stand auf dem St. Töniser Wochenmarkt. Einige seiner Preisschilder fehlen. "Die hat mir letzte Woche der Orkan verweht." In Kürze werden sie wieder ersetzt.
Gut ausgeschilderte Preise gibt es auch beim Fisch- und beim Geflügelhändler. Der führt normalerweise auch Wild. "Aber die Jagdsaison ist fast vorbei." Er ist aus Erkelenz und bezieht das Geflügel ebenfalls aus der Umgebung. Der zweite Gemüsehändler setzt verstärkt auf Früchte. Der Markt scheint sich zu lohnen, ein Süßwaren-Stand aus Kaarst verkauft hier seit 36 Jahren Weingummi, Gebäck und belgische Pralinen.
Ein besonderer Pluspunkt ist der Oliven-Feinkost-Stand. Die gibt es inzwischen auf vielen Märkten, aber dieser hier ist etwas Besonderes: Die Dekoration, die Holzfässer, in denen die Ware aufbewahrt ist, die große Auswahl, die passende Zeltplane. Und es gibt immer etwas Neues. Diesmal Wellnesscreme mit halbgetrockneten Tomaten. Kostproben gibt es als Happen am Stand oder als Zugabe für zu Hause.
Auf dem Markt kennt mittlerweile jeder jeden, die Verkäufer wissen ziemlich genau, was welcher Kunde kauft und bedienen sie entsprechend persönlich und flott. Die Verkäuferin an der Käsetheke aus Kaarst sagt über die St. Töniser: "Die sind sehr kritisch. Aber das ist unsere Chance." Denn die große Auswahl und die hohe Qualität haben ihren Preis.
Eine lange Schlange bildet sich vor dem Metzgerei-Stand aus Vorst. Fünf Verkäuferinnen versuchen dort, die Kunden zufrieden zu stellen. "Der Metzger vor Ort ist gut. Der hier ist spitze", begründet ein älterer Herr seinen Kauf. "Besonders die einfache Blutwurst." Am angegliederten Imbissstand genießen an diesem Tag manche schon um zehn Uhr die erste heiße Erbsensuppe.
Trotz der Kälte ist der Markt voll. Es herrscht eine gute Atmosphäre und sogar ein Straßenmusiker hat sich eingefunden. Der Akkordeonspieler kommt aus Weißrussland und ist dort Dozent an der Musikhochschule. Während der Semesterferien spielt er auf den Märkten in Kempen und St. Tönis. "Die Menschen hier sind freundlich." Eine ältere Frau schiebt ihren Rollator durch die Hochstraße, wirft ihm einige Münzen in den Korb und sagt mit einem Augenzwinkern: "Red’ nich so viel, spiel weiter Jung."