Willich. Akira Nakashima hat den Durchblick. Und das seit fast 16 Jahren. Als "Mann der ersten Stunde" kam der heute 46-jährige Manager 1991 nach Düsseldorf. Ziel: Für die Firma Seiko Optical, eine unabhängige Tochter des Seiko-Konzerns, wollte er mit japanischen Brillengläsern und -gestellen den europäischen Markt erobern. "Wir wussten: Wer im Land solcher Konkurrenten wie Carl Zeiss und Rodenstock Erfolg hat, der hat auch in ganz Europa Erfolg", blickt Nakashima zurück. Mit vier Mitarbeitern bezog er das erste Büro. Heute arbeiten für die Seiko Optical Europe rund 100 Frauen und Männer in ganz Europa - davon allein 50 in der Zentrale der GmbH am Siemensring.
Schon 1992 hatte das Unternehmen der Landeshauptstadt den Rücken gekehrt und war nach Willich gezogen. "Damals war ich noch unsicher, habe mich gefragt: Ist das wohl der richtige Standort?", erinnert sich der Geschäftsführer. Heute könne er sagen: Es war eine gute Wahl. In Willich stimmten die geschäftlichen Rahmenbedingungen, die Lage im Herzen Europas sei gut und der Kontakt zur Wirtschaftsförderung und Bürgermeister Josef Heyes ausgezeichnet. "Er war sogar schon in unserer Firmenzentrale in Japan. Auch solche Gesten helfen natürlich", berichtet Nakashima.
Kein Wunder, dass auch die Uhrensparte des Konzerns seit Jahren in Münchheide beheimatet ist. Seiko Optical fühlt sich dort nicht nur wohl, sondern hat auch große Ziele: "Wir wollen von Willich aus innerhalb von fünf Jahren unseren europäischen Marktanteil von derzeit drei auf zehn Prozent erhöhen", gibt Nakashima vor.
Bei der Entwicklung neuer Brillengläser, so erzählt Produktmanager Frank Lautenbach, helfe die enge Verbindung zu Seiko Epson: Die Experten für gelenkte Lichtstrahlen aus der Konzerntochter hätten schon 1975 das erste Kunststoff-Einstärkenglas "Made in Japan" entwickelt. Viele weitere Innovationen seien gefolgt.
Jüngste Entwicklung ist das Brillenglas "Orgatech", das bis 85 Grad hitzebeständig sei und einen Druck von 100 Kilo ohne Schaden überstehe. Auf der Augenoptiker-Fachmesse "Opti", die morgen in München beginnt, wird das Glas erstmals vorgestellt. "Damit sind wir wieder Technologie-Vorreiter", hebt Lautenbach hervor. "Orgatech" soll ein wichtiger Baustein zur Ausweitung der Marktanteile in Europa werden.
Tragekomfort nach der Maxime "So dünn und leicht wie es geht" sowie hohe Widerstandsfähigkeit wolle Seiko Optical für seine Brillen garantieren. Das geschieht für 30 europäische Länder und den Nahen Osten vom Siemensring aus: Dort ist die Qualitätskontrolle des Hauses untergebracht. Billig seien die Seiko-Produkte nicht, räumt der Diplom-Ingenieur Augenoptik, Frank Lautenbach, ein. Sie sollen es aber auch gar nicht sein: Die Seiko-Brillen seien nicht als kurzlebiger Mode-Artikel, sondern als Produkte für eine Kundschaft jenseits der 30 gedacht, die Wert auf ein langes Brillenleben legten.
Akira Nakashima, der von 1995 bis 2000 nach Japan zurückgekehrt war, dann aber wieder nach Willich kam, glaubt fest daran, dass Seiko Optical so auf Erfolgskurs bleibt. "Durch die deutsche Brille auf den europäischen Markt schauen" - das ist seine Philosophie. Die unterschiedlichen Kulturen der einzelnen Länder, die er mittlerweile recht gut kennengelernt habe, behält er dabei durchaus im Auge: "Wir müssen immer nach einem gemeinsamen Nenner suchen." Im Unternehmen selbst fällt das nicht schwer: Auch dort arbeiten mehrere Nationen unter einem Dach, "und wir lernen alle voneinander", betont Nakashima. Anders als in vielen US-Konzernen sehe man sich noch als "Familie": "Ich bin seit 22 Jahren bei Seiko beschäftigt."
Mit der eigenen Familie (Frau und zwei Kinder) lebt Nakashima, der aus Hiroshima stammt, in Düsseldorf.