Menschen: Der Helfer der Herrentorte

Erwin Klemke aus Willich ist seit etwa zehn Jahren Roadie von Helge Schneider. Was manchmal ziemlich stressig werden kann.

Willich. Mit leuchtenden Augen strömt das Publikum aus dem Seidenweberhaus. Die Leute sind zufrieden, denn Helge Schneider, "die singende Herrentorte", gab bei seinem Auftritt etliche Zugaben. Erwin Klemke saß währenddessen am Mischpult. Der Willicher ist Roadie, begleitet Schneider zu jedem Auftritt und sorgt dafür, dass alles, was Helge braucht, an Ort und Stelle ist.

Während für den Künstler der Tag jetzt gelaufen ist, muss "Klemmi" nun zwei Stunden lang Gas geben und 3500 Kilo Equipment in den Lkw bewegen: Zum Beispiel den 360Kilo schweren Steinway-Flügel. Auch Kabel wollen aufgerollt und in spezielle Koffer verstaut werden. "Heute ist das ziemlich bequem, da sind Rollen drunter", sagt Klemke. Als er bei Helge anfing, "vor zehn oder zwölf Jahren", da hatte er die Kabel in Waschkörben.

Erwin Klemke sieht man seine Kraft nicht an, aber er hat nach seiner Schulzeit in Willich bei Hans Blassem Schmied gelernt. "Der hatte immer für alles eine Lösung", und das ist in Klemkes heutigen Beruf ebenfalls wichtig. Die Beat-Zeit kam und ihn faszinierte es, wie sich die Musiker über Töne ausdrücken konnten. "Der Gitarrist von Hermann Brood", mit dem er auch schon auf Tour war, "der hat die Töne gesetzt, als wären das meine", beschreibt er mit einem strahlenden Lächeln. "Wenn ich nochmal auf die Welt komme, dann werde ich schon als Kind ein Instrument lernen", sagt er augenzwinkernd.

Für diesmal ist der Zug abgefahren. "Mit meinen Gichthaken, schaffe ich nicht mehr als ein mühsames Klimpern." Als Roadie sorgt er dafür, "dass es dem Künstler gut geht, dass der gut arbeiten kann. Denn der hält hier den ganzen Laden am Laufen."

Mittags um eins hatte er mit dem Aufbau im Seidenweberhaus begonnen. "Wenn alles gut läuft, ist es danach locker." Dann kann er sich beim Catering hinter der Bühne stärken, mit den sechs Musikern aus der Band quatschen oder mit Miriam, die den Verfolger bedient und schon mit Udo Lindenberg auf Tour war.

Aber es kann auch schon mal verdammt eng werden. Wie bei einem Auftritt in Aachen, da ging die Ladeklappe des Transporters nicht auf. "Über zig Telefonate sind wir dann an einen Tüftler gekommen." Der schaffte es, die Klappe zu öffnen und alles konnte in einen Leihtransporter umgeladen werden. "Das war knapp", erinnert sich Klemke.

Nachts um eins ist "der ganze Kram" im Lkw. Jetzt bricht er nach Willich auf. Fürs Frühstück hat er sich beim Catering mit Butterbroten versorgt, eine Freundin hat ihm per SMS mitgeteilt, wo er an diesem Abend noch ein Bier mit ihr trinken kann. Der nächste Auftritt ist erst am Mittwoch in Braunschweig, wohin er am Dienstag aufbrechen wird. "Aber mal sehen, was dem Herren wieder einfällt." Helge hat nämlich angedeutet, dass er für einen Radioauftritt nach Köln will. Wird das Realität, muss ihm Klemmi den Flügel bringen. "Dann ruft er an und sagt: Du hast doch bestimmt Langeweile", erzählt Klemke und lacht. Doch ganz bestimmt wird er sich dann in seinen Lkw setzen und losdüsen.