Nichtraucherschutz: „Nur ein Verbot für alle ist fair“

Einige finden es lächerlich, andere freuen sich: Die Meinungen der Gastronomen gehen auseinander.

Willich/Tönisvorst. In Berlin rauchen die Köpfe: Werden Zigaretten in Kneipen und Restaurants tatsächlich bald bundesweit verboten? Eine Länder-Arbeitsgruppe strebt an, den blauen Dunst künftig nur noch in abgetrennten Raucherzimmern zu erlauben. Die WZ hat sich zu diesem Thema in Willicher und Tönisvorster Gaststätten umgehört.

"Ich bin Nichtraucherin und fände das sehr gut", sagt Marija Slowick, Betreiberin von Haus Vorst. "Meine Tochter sieht das vielleicht anders - sie raucht nämlich selbst", verrät Slowick. In der kleinen Gaststätte gebe es allerdings keine Möglichkeit, ein abgeschlossenes Raucherzimmer einzurichten. Dass die Großen Haus Vorst dadurch den Umsatz abziehen könnten, darüber zerbricht sie sich nicht den Kopf. "Die Erfahrung wird das zeigen - aber ich habe keine Angst davor."

Der Betreiber der Bayernstube in St. Tönis, Michael Kliess, sieht das Ganze ähnlich gelassen: "Wenn sich bundesweit alle daran halten, wird man sich schnell an ein Rauchverbot gewöhnen." Er habe sogar die Erfahrung gemacht, dass Gäste gezielt am späten Nachmittag zum Essen kämen, weil der Raum dann noch nicht verraucht sei.

"Ich finde ein Rauchverbot lächerlich", empört sich Guido Heurs, Pächter der Vorster Kneipe Zur Alten Bäckerei. "Ich habe zwar einen Raum, den ich für Raucher ausweisen könnte. Aber welcher Raucher geht freiwillig in ein separates Zimmer, wo keine Theke ist?" Er fürchtet, die Leute würden dann in Biergärten und Einrichtungen mit Außenbereichen ausweichen. Außerdem kämen auf viele Kneipen hohe Kosten zu, wenn sie für ein Raucherzimmer umbauen müssten. "Es könnte passieren, dass kleine und mittlere Betriebe dicht machen müssen", sagt Heurs.

Zudem habe nicht jeder Platz für ein Raucherzimmer, ergänzt Friedhelm Laumen von der Gaststätte Laumen in Willich. "Ich finde, ein Rauchverbot ist eine unmögliche Entmündigung des Menschen."

Und Jakob Packbier, Besitzer der gleichnamigen Vorster Gaststätte, ist sicher: "Man vergrault mit einem Rauchverbot die Stammgäste." Kegelclubs und Vereine kämen abends spät auf ein Bierchen - bei einem Rauchverbot machten sie es sich vielleicht eher zu Hause gemütlich.

Petra Krücken, Tochter des Besitzers der Willicher Gaststätte Krücken, hat beim Thema Rauchverbot gemischte Gefühle. "Einen Teil der Gäste in einen separaten Bereich ab vom Geschehen zu setzen, ist geschäftsschädigend. Aber ich kann auch verstehen, dass Leute, die essen wollen, nicht im Zigarettenrauch sitzen möchten." Sie hätte in der Gaststätte eine Umfrage unter den Gästen gemacht. "Dabei ist herausgekommen, dass Rauch die Besucher nicht stört." Sie zweifelt auch daran, ob ein Rauchverbot umsetzbar ist: "Wenn bei uns 200 Schützen feiern, kann ich doch nicht Raucher von Nichtrauchern trennen."

Doch so unterschiedlich die Meinungen sind - in einem Punkt sind sich alle einig: "Wenn es ein Rauchverbot gibt, muss es wenigstens für alle gelten - für Kneipen wie für Restaurants, sonst ist das Schwachsinn", sagt Krücken. "Wenn, dann müssten alle in den sauren Apfel beißen. Nur das ist fair", sagt Friedhelm Laumen. Bliebe das Rauchen in Kneipen erlaubt, hätten Restaurants das Nachsehen, fürchtet er. "Die Leute gehen dann zum Biertrinken nach dem Essen woanders hin."

Und einen positiven Nebenaspekt kann selbst er einem so konsequenten Rauchverbot abgewinnen: "Dann wäre ich selbst gezwungen, nicht zu rauchen."