Ob er das „gebacken“ kriegt?
Alexander Oerschkes ist von der SPD als Bürgermeisterkandidat aufgestellt worden. Der Bäckermeister will „soziales Herz“ einbringen.
Neersen. Ob er das wohl "gebacken" kriegt? Der aus einer durch und durch sozialdemokratischen Familie stammende selbstständige Bäckermeister Alexander Oerschkes ist von seiner Partei, der SPD, zum Bürgermeisterkandidaten 2009 nominiert worden. Die Parteimitglieder sollen am 23. Juni dieser Nominierung zustimmen. Der Ehemann und vierfache Vater gehört zwar seit 1980 der SPD an, er hat aber kein Ratsmandat und ist auch sonst noch nie als Politiker in Erscheinung getreten.
Der 44-Jährige will mehr soziales Herz in die Politik bringen und verspricht einen fairen Wahlkampf. Hochtrabende intellektuelle Phrasendrescherei ist ihm fremd und wohl auch eher ein Gräuel: Er positioniert sich als "fleißiger Willicher Bürger", der die Nöte des kleinen Mannes, aber auch des Gewerbetreibenden, der Familien und der Senioren kennt und ernst nimmt.
Sein Programm unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum von dem, was die anderen Parteien wollen: Stadtkerne attraktivieren, damit die Bürger gerne in ihrer Stadt leben, den Einzelhandel stärken, aber auch die ortsansässigen Handwerksbetriebe. Außerdem: "Die Gewerbeansiedlungspolitik muss forciert werden", so Oerschkes, der auch mit dem Freizeitangebot für Jugendliche unzufrieden ist.
Der Anrather macht keinen Hehl daraus: Bürgermeister Heyes kümmere sich zu wenig um die kleinen Betriebe - das würde der Bäckermeister anders machen. Er möchte das Ehrenamt aufwerten und die stadtteilverbindenden Buslinien ausbauen.
Der 44-Jährige, der in seinen Bäckereien 28 Mitarbeiter beschäftigt, davon acht Azubis, legt außerdem großen Wert auf Bildung und Ausbildung. "Ich bin kein SPD-Mann mit CDU-Meinung", stellt er selbstbewusst fest. Mit der Linken hat Oerschkes, der sich als bodenständig bezeichnet, nichts am Hut. Er weiß, dass er zurzeit neben Anrath allenfalls in Neersen einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, aber das soll sich ändern: "In einem Jahr werden mich alle Willicher kennen."
Der Fraktionsvorsitzende Bernd-Dieter Röhrscheid (61), der bei der vergangenen Kommunalwahl gegen Josef Heyes (CDU) angetreten war, attackiert die Politik der absoluten Mehrheit scharf: "Die Gutsherrenart der CDU führt zu Filz erster Ordnung."
Ob er denn nicht fürchte, dass man ihm mangelnde Erfahrung vorwerfen könnte? Oerschkes gibt sich kämpferisch: "Das hatte man Josef Heyes auch vorgeworfen." Im Grunde hat er ein großes und ein ganz großes Ziel: Schön wäre es schon, die absolute CDU-Mehrheit zu brechen. "Und wenn Gott will, werde ich auch Bürgermeister", so Oerschkes. Zumindest bei der geheimen Probeabstimmung in der SPD haben sich gut 80 Prozent für ihn ausgesprochen.