Schiefbahn: Ein Laden wird verschenkt

Spielwaren Rust ist 85 Jahre alt geworden. Nun hat Brigitte Krüp die Türen des Spielwarengeschäfts für immer geschlossen.

Schiefbahn. Es ist das Ende einer Institution: Spielwaren Rust an der Hochstraße89 gibt es nicht mehr. 20 Jahre hat Inhaberin Brigitte Krüp den legendären Laden betrieben, 13 Jahre war sie zuvor dort Angestellte gewesen.

Doch jetzt will sie nicht mehr. Daran konnten in den vergangenen Wochen weder die vielen Abschieds-Geschenke ihrer kleinen und großen Kunden, noch die Tränen von Mitarbeiterin Sehnaz Yalcin ("meine Chefin war auch eine Mutter, eine Freundin") etwas ändern.

"Irgendwann muss Schluss sein. Und am besten dann, wenn es noch so schön ist wie jetzt", sagt Brigitte Krüp. So ganz freiwillig kam ihr Entschluss, den Laden aufzugeben, dennoch nicht zustande:

Das 106 Jahre alte Haus steht durch die Erbengemeinschaft der verstorbenen Eheleute Adele und Günter Rust zum Verkauf. Und es selbst zu übernehmen, nein, das kam für Brigitte Krüp nicht in Frage. "Dafür fühle ich mich schon zu alt."

Vor 85 Jahren hatte der aus der Schweiz stammende Peter Rust, ein Ingenieur für Spielzeugtechnik, den kleinen Laden gegründet. Besser gesagt: Er hatte ihn zum Spielzeugladen umgebaut.

Denn zuvor verkaufte er dort mit seiner Frau Emmy Tontöpfe und sonstige Haushaltswaren. Spielzeug bildeten für beide nur einen Nebenverdienst. Bis dann Peter Rust Eisenbahnen, Puppen und Blechspielzeug in den Mittelpunkt rückte. Später übernahm sein Sohn Günter den Laden.

"Die Kinder haben immer ihr Taschengeld hierher getragen. Vor allem für Eisenbahn-Zubehör. Und wenn sie mal nicht vollständig bezahlen konnten, war das auch egal", erzählt Ralf-Hasso Sagner.

Der Vorsitzende der Ortsgruppe des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) war selbst treuer Kunde bei Rust: Als junger Familienvater wohnte er in den frühen 70er Jahren gleich nebenan. Und auch als erwachsener Spielzeugfan ließ er sich gerne bei Rust blicken.

Was für viele Schiefbahner gilt. "Es ist ein bisschen so, als würde man sein Wohnzimmer verlieren", sagt Sagner.

Und Brigitte Krüp berichtet von dem zehnjährigen Jungen, der noch zuletzt fassungslos gefragt habe: "Gehst Du jetzt wirklich hier raus?" Nicht ohne seine Hilfe bei der Suche nach einem neuen Ladenlokal anzubieten.

Doch wie gesagt: Brigitte Krüp will nicht mehr. "Bei meiner Tochter in Anrath werde ich mich jetzt verstärkt um Haus und Garten kümmern", erzählt sie.

Und vor allem um Enkelin Marnie, die bei den ersten Schrittchen im Leben noch ein wenig Hilfe gebrauchen kann.

Der Räumungsverkauf bei Rust ist schon vorbei, die Regale sind nur noch zum Teil gefüllt: Zwei Harry-Potter-Bücher neben fünf Karl-May-Bänden, einige Lego-Reste, Martinslaternen, Schultüten, Gesellschaftsspiele. Und ein künstlicher Tannenbaum im Schaufenster, an dem das Schild "Verkauft" klebt.

Alles andere im Laden wird verschenkt. Und zwar komplett an den Kinderschutzbund, der einige Häuser weiter im alten Schiefbahner Rathaus seinen Sitz hat.

"Das ist eine Spende, die in der Größenordnung einmalig ist", sagt Ralf-Hasso Sagner erfreut. Sein Verein muss nun eigens eine Lagermöglichkeit schaffen, um das ganze Spielzeug unterzubringen.

Im Second-Hand-Laden "Wühlmaus" des Kinderschutzbundes soll es künftig angeboten werden. Andere Teile werden bei den jährlichen Sommerfesten in die Tombola wandern.

Davon profitieren werden auf jeden Fall die Kinder - und das war Brigitte Krüp am wichtigsten.