Premiere bei den Schlossfestspielen: Krimi, Komödie, Liebesgeschichte

Ab nächste Woche Samstag ist bei den Schlossfestspielen Lessings „Nathan der Weise“ zu sehen.

Neersen. "Taubengroße Augen" hätte eine Praktikantin gehabt, die die Proben für "Nathan der Weise" am Neersener Schloss verfolgte. Und das ist das, was der Festspiel-Intendantin und Regisseurin des Stücks, Astrid Jacob, "am meisten Freude gemacht hat".

Bei Lessings Stück könne man "so viele Seiten betrachten, so viel über Toleranz und Humanismus erzählen". Aber dass ein junges Mädchen, eine Abiturientin, es als so aufregend empfände, dass sie ohne warme Socken und mit nacktem Bauchnabel in der Kälte sitzen bleibe, habe sie beeindruckt.

Das Stück sei ein Krimi, biete Komödie und eine romantische Liebesgeschichte und sei "so unglaublich modern". Damit wäre Jacob dann doch wieder bei der Toleranz, "weil das Stück gegen Vorurteile plädiert".

Sie selbst habe eine "enorme Angst, wenn ich mir vorstelle, was heute in der Welt los ist, was zwischen Christentum, Judentum und Islam passiert". Lessings Stück, das 1783 zum ersten Mal aufgeführt wurde, sei von einem großen Friedensgedanken geprägt. "Und das ist das, was uns heute sehr wohl tut", sagt Jacob.

Die Handlung spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzugs während eines Waffenstillstands in Jerusalem. Im Zentrum der Geschichte steht Nathan, der reiche Jude. "Er hat ein Christenkind adoptiert, obwohl ihm die Todesstrafe droht", ist Rainer A.Güther von seiner "Nathan"-Rolle beeindruckt, "er hat so viel Böses erlebt und hat doch eine solche Herzenswärme."

Seine tolerante Einstellung gegenüber den Religionen spiegelt sich in einem Satz wider, den Güther für den schönsten der Rolle hält: "Wir haben uns beide unser Volk nicht auserwählt", sagt Nathan zu Sultan Saladin.

Beim Bühnenbild ist Luzia Gossmann vom Grundriss des Schlosses ausgegangen und hat Christentum, Judentum und Islam jeweils einen Gebäude-Komplex zugedacht. Die Bühne im Schlosshof sei sozusagen das "Streitfeld" des Diskussions-Stücks.

Die Kostüme seien bewusst "nicht historisierend". "Es sollen Figuren sein, die man heute so treffen könnte, die weder von der Zeit noch von der Kultur ganz klar zugeordnet sind", so Jacob.

Alles in allem hält die Regisseurin es für "ein sehr schönes Familientheaterstück, es gibt Kraft und tut gut", weil das ganze Stück von Hoffnung durchflossen sei, von der "Sehnsucht nach Familie". Lessing schrieb den "Nathan" ein Jahr nach dem Tod seiner Frau und seines Kindes.