Steigende Spritpreise in Willich Spritpreise steigen zum Jahreswechsel stärker als angenommen
Willich · Trotz hoffnungsvoller Prognosen sind die Preise für Benzin und Diesel zum Jahreswechsel stärker in die Höhe geschnellt als gedacht. Warum Tank-Apps nur bedingt helfen und wie man trotzdem noch sparen kann.
Michael Knauf steht hinter der Theke seiner Tankstelle an der Schottelstraße. Obwohl sich der Spritpreis in den letzten zehn Minuten drei Mal geändert hat, ist seine Laune gut. „Über den Tag verteilt gibt es bis zu 25 Cent Preisunterschied“, sagt er. „Wir bekommen das fünf bis zehn Minuten vorher gemeldet, ein Mitspracherecht haben wir da nicht.“
Neues Jahr, neue Spritpreise: Am 1. Januar trat die Erhöhung der CO2-Bepreisung in Kraft. Anstatt der erwarteten Erhöhung um etwa 3 Cent pro Liter kletterten die Kosten um bis zu 10 Cent in die Höhe. An der Tankstelle Knauf kostet der Liter Diesel mittlerweile bis zu 1,70 Euro, E10 bis zu 1,90 Euro. Für viele Autobesitzer ist das ein spürbarer Unterschied, auch das starke Schwanken der Preise wird zum Problem.
Kundin Carola B. kommt in ihrem VW auf das Gelände der Tankstelle gefahren. „Natürlich fällt das auf, eben waren es noch 1,76 Euro, jetzt sind wir schon bei 1,78 Euro“, sagt sie. „Aber ich bin auf mein Auto angewiesen, auch wenn ich inzwischen auf meinen Verbrauch achte.“ Für sie und viele weitere Pendler in Willich und Umgebung ist der ÖPNV keine Alternative, zu schlecht sei die Anbindung. Trotzdem würden sich laut Inhaber Knauf, welcher die Tankstelle in vierter Generation mit seinem Bruder Thomas Knauf betreibt, nur wenige Kunden beschweren. Die Verkaufszahlen blieben weitestgehend stabil.
Der Preisanstieg widerspricht der ADAC-Prognose für 2025. Nachdem 2024 Platz drei der teuersten Tankjahre belegte, machte der Automobil-Club Hoffnungen auf sinkende Kosten. Allerdings ist der Kraftstoffpreis nicht allein abhängig von Steuern und Abgaben. Er richtet sich nach dem Rohölpreis, welcher teils starken Schwankungen unterliegt. Die minütlichen Anpassungen an den Tankstellen bleiben jedoch undurchsichtig.
Knauf empfiehlt, möglichst antizyklisch zu tanken. Morgens vor 8 und in der Mittagspause zwischen 12 und 13 Uhr sei besonders viel los, Gleiches gilt für den Feierabendverkehr. In den Lücken zwischen diesen Stoßzeiten kann man auf niedrigere Preise hoffen. Unterschiede zwischen den Wochentagen fallen minimal aus, auch die alte Faustregel der am Abend sinkenden Preise ist nicht mehr verlässlich. Deshalb ist „ranfahren, wenn es gerade günstig ist“, laut Knauf die beste Lösung. Glück spielt also eine immer größere Rolle. Denn durch die häufigen Preisanpassungen können Tankapps, welche verschiedene Spritpreise vergleichen und so die günstigste Tankstelle empfehlen, nicht mehr schnell genug aktualisieren. In der Folge sei selten Verlass auf die angezeigten Vorschläge.
Für die Tankstelle Knauf selbst ergibt sich aus dem Preisanstieg kein Vorteil. Es gibt 2,4 Cent Provision pro Liter, unabhängig von dem Geld, welches die Kunden für ihre Tankladung an der Kasse lassen. „Tanken ist ein negatives Einkaufserlebnis“, sagt Knauf. „Man sieht die Rechnung, hat aber nicht viel davon, nur die sich wieder nach unten bewegende Nadel.“
Eine Entlastung bietet weiterhin die Pendlerpauschale. Bis zu 38 Cent können pro gefahrenem Kilometer in der Steuererklärung abgesetzt werden. Außerdem lohnt es sich, E10 anstelle von E5 zu tanken. Der Kraftstoff ist günstiger und funktioniert in den meisten Fahrzeugen identisch. Fahrgemeinschaften zu bilden und sich die Kosten aufzuteilen, schont nicht nur den Geldbeutel, sondern bringt auch Gesellschaft.