Ungebetene Gäste auf dem Vormarsch

Exotische Tiere und Pflanzen stellen für die heimische Flora und Fauna manchmal eine Bedrohung dar.

Willich/Tönisvorst. Schön sind die Blüten des Springkraut anzusehen, doch die Landschaftsbehörden und Naturverbände verzweifeln an den hartnäckigen Pflanzen. Mit Spaten müssen sie an Uferböschungen ausgegraben werden. "Das wächst so dicht, dass man, wenn man es einfach wachsen lässt, selbst mit großen Geräten nicht mehr da durch kommt", sagt Jörg Langner, Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes der Mittleren Niers. Weniger schön ist auf den ersten Blick die Dornfingerspinne: Heller Körper, rötlicher Kopf und ein wenig glitschig sieht sie aus - aber auch sie ist auf dem Vormarsch: Vor zwei Jahren wurde sie zuhauf in Neukirchen-Vluyn gesichtet.

Springkraut und Dornfingerspinne gelten als neu eingewanderte Art. An sich ist das nichts Besonderes: Hunderte exotische Tier- und Pflanzenarten werden durch den globalen Handel bewusst oder unbewusst eingeschleppt. Die meisten verschwinden wieder, weil sie an die hiesigen Umstände nicht angepasst sind. Wenn diese Arten sich aber etablieren können, kann das für heimische zum Problem werden.

Biologische Invasoren wie Nutrias, die Anfang des letzten Jahrhunderts wegen ihres Fells gezüchtet wurden und dann ausbüxten, haben heimische Bisamratten fast komplett verdrängt. Auch in den Flüssen hat ein Artenwechsel stattgefunden: "Wenn man heute einen Krebs findet, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein amerikanischer", sagt Langner. Heimische Arten waren dem Konkurrenten aus den USA unterlegen.

"Die Vielfalt geht verloren, wenn sich bestimmte Arten sehr häufen", warnt Biologe Karl-Wilhelm Kolb. Ein stabiles Ökosystem kennzeichne sich durch viele Arten, aber wenig einzelne Vertreter der jeweiligen Arten.

Als schädlich gilt auch der Riesen-Bärenklau: Beim Menschen kann er in Verbindung mit UV-Licht Verbrennungserscheinungen bewirken. "Wenn wir nicht alle diese Bestände schnell genug entfernen, dann werden wir dieser Problematik nicht mehr Herr", sagt Langner.

Auch Jack Sandrock vom Nabu Willich hat die Problempflanze am Nordkanal in Schiefbahn entfernt. Ob die ungebetenen "Neubürger" eine Gefahr für Mensch, Flora und Fauna darstellt oder gar eine Bereicherung, zeigt sich oft erst auf lange Sicht. Der Nabu Willich habe eine vermehrte Ausbreitung der Kartoffelrose, der kanadischen Goldrute und des Sommerflieders registriert. "Eine negative Auswirkung ist aber nicht bekannt."