WZ-Aktion "Treffe Deinen Bürgermeister": „Guck mal, die Kanzlerin“

Philipp Reuter (7) hat bei der WZ-Aktion „Treffe Deinen Bürgermeister“ den Termin bei Josef Heyes gewonnen.

Neersen. Philipp späht aus dem Treppenhausfenster im zweiten Stock des Neersener Schlosses. "Da kommt er! Ich hab’ ihn auf dem Fahrrad gesehen." Der Siebenjährige grinst, zeigt keine Spur von Nervosität nur zwei Minuten vor seinem Besuch beim Ersten Bürger der Stadt Willich.

Sekunden später läuft Josef Heyes die Stufen der Schlosstreppe hinauf. "Ich hatte etwas Gegenwind", schnauft er, gerade zurück aus der Mittagspause. Er bittet Philipp, dessen Mutter Andrea Reuter und den kleinen Bruder Christian gleich in sein Büro. Es ist 14.30 Uhr, so wie es im Terminkalender des Bürgermeisters vereinbart steht.

Schon nach fünf Minuten hat Philipp Heyes’ Platz am Schreibtisch eingenommen. Er legt die Hände auf die Unterlage, schaut geradewegs auf Papiere und Ordner, die sich vor ihm stapeln. Heyes blättert durch die Korrespondenz, die er noch zu unterschreiben hat: "Hier, das ist eine Stellenausschreibung. Und hier muss einer eigentlich eine Gebühr bezahlen. Er hat aber kein Geld. Nun folgt eine befristete Niederschlagung, er bekommt Aufschub bis zum Jahresende."

Philipp nickt, lehnt sich im bequemen Ledersessel zurück und lässt die Beine baumeln. "Weißt du, warum dieser Sessel Rollen hat?" fragt Heyes: "Damit ich damit schnell am PC bin." Sagt’s und schiebt den Jungen vor den Bildschirm. "Oh", starrt Heyes auf die Postfach-Meldung: "223 ungelesene Mails. Ich war seit Freitag nicht hier. Das sieht nach Nachtschicht aus."

"Mathe und Deutsch sind meine Lieblingsfächer. Und Englisch habe ich auch schon", erzählt Philipp. Beste Voraussetzungen für das Amt eines Bürgermeisters, sagt Heyes. Er muss erklären, was er Tag für Tag zu tun hat: die Stadt Willich repräsentieren, den Stadtrat führen und die Stadtverwaltung mit 700 Mitarbeitern leiten.

Philipp will wissen, ob Josef Heyes schon einmal Angela Merkel getroffen hat. Der erzählt gleich vom Städtetag in Leipzig. "Da hat sie mir sogar die Hand geschüttelt," sagt Heyes - im Vorbeigehen nach ihrer Rede. "Erinnern wird sie sich an mich nicht." Dabei zieht Heyes sein Handy heraus, zeigt Philipp Fotos - von seiner Frau Maria, von einem Urlaub und tatsächlich auch von der Kanzlerin.

Kurz darauf zeichnet Heyes Philipp auf einem Papier auf, wie seine Bürgermeisterkette aussieht, weil die zu Hause im Tresor aufbewahrt wird. Und er führt den Jungen in den Ratssaal, wo Willichs Politik gemacht wird. Philipp darf wieder am Platz des Bürgermeisters sitzen.

Davon wird er seiner Klasse 2b in der Gottfried-Kricker-Schule berichten. "Meine Lehrerin hat nicht geglaubt, dass ich den Termin bei Josef Heyes habe." Hatte er aber. Bürgermeister-Ehrenwort!