Versammlung in Tönisvorst: Narren wollten lieber ungestört bleiben

Das TKK traf sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit – und bestimmte das neue Prinzenpaar: Lothar und Jessica Vauth.

Tönisvorst. Die Mitglieder des Tönisvorster Karnevals-Komitees (TKK) waren am Mittwochabend zur Jahreshauptversammlung in die Gaststätte Schaffhausen geladen. Gut gefüllt mit Jecken aller Art war der kleine Saal.

Und da die WZ-Redaktion von der Versammlung erfahren hatte, wollte sie darüber berichten. Doch der dem rheinischen Brauchtum verpflichtete Verein wünschte keine Öffentlichkeit. "Das ist eine nicht öffentliche Veranstaltung", klang es freundlich, aber bestimmt aus dem Saal.

Doch was macht ein zum Termin entsandter Mitarbeiter, wenn die Ausführung des erteilten Auftrages nicht ohne weiteres erfolgen kann? Er stellt sich erst einmal an die Theke, bestellt ein Kölsch und beobachtet einfach aus der Ferne, was sich so tut.

Da ist ein Thekenplatz wirklich gar nicht so schlecht. Man kommt mit vielen Leuten ins Gespräch, erfährt dieses und jenes und denkt einfach gar nicht mehr an die so ernst aussehenden und im geheimen tagenden Karnevalisten.

Nach ein paar Stunden öffnet sich die Saaltür schließlich wieder. Die eigentlich Frohsinn ausstrahlenden Freunde des Karnevals kommen mit recht ernsten Minen heraus und ziehen überwiegend schnell an der Theke vorbei nach draußen.

Man wird neugierig. Was ist passiert? "Was beschlossen wurde, erfahren die Redaktionen morgen per E-mail", war die kurze, recht abweisende Auskunft. Mehr Infos gab’s erst einmal nicht. Die elektronische Post flatterte dann tatsächlich Donnerstag in die Redaktion.

"Unter großer Beteiligung fand am gestrigen Tage die Neuwahl der Spitze des Tönisvorster Karnevalskomitees (TKK) statt", verkündete darin Absenderin Elke Köster.

Dass sie zur neuen Vorsitzenden gewählt worden war, erfahren wir in der E-Mail. Aber keine Erklärung, warum die Presse draußen bleiben musste. Und was war eigentlich mit ihrem Vorgänger? Aus "persönlichen Gründen" habe Michael Möllmann auf eine erneute Kandidatur verzichtet, schreibt Elke Köster, Vorsitzende der "Treuen Husaren".

Näher ausführen wollte der bisherige Vorsitzende diese Gründe Donnerstag am Telefon jedoch nicht - und zur Sitzung könne er ebensowenig etwas sagen. Möllmann war nämlich gar nicht erst erschienen.

Was steckt also dahinter? An den Theken wird geflüstert, dass Möllmann stinksauer über die jüngsten Entwicklungen im TKK war und deshalb nicht mehr zur Wahl angetreten sei.

Da ist von internen Machtkämpfen die Rede und davon, dass es nicht jedem geschmeckt hat, wie in diesem Jahr das Prinzenpaar und seine Ministern gekürt wurde. Vieles soll hinter Möllmanns Rücken abgelaufen sein.

Bereits seit einiger Zeit gab es Gerüchte, wonach Lothar Vauth, der Chef der Tönisvorster SPD, das Narrenzepter in der kommende Session schwingen wird. Gestern wurde das bestätigt. Lothar I. und seine Frau Jessica werden, so schreibt Vauth persönlich, "in den Farben Blau-Gelb für die KGNachtfalter die Schar der Tönisvorster Narren anführen".

Oder doch eher in Rot? Denn zu Ministern wurden Rolf Köster, Udo van der Vight und Christoph Giltges ernannt. Auch hier lässt sich eine gewisse SPD-Nähe vermuten.

Wie auch immer: Gegenstimmen oder Enthaltungen gab es auf der Versammlung nicht. Das neue Prinzenpaar wurde einstimmig gewählt.