Willich: Argumente für Baumarkt überzeugen Bürger nicht

Die Technische Beigeordnete Martina Stall hatte bei einem Info-Abend einen schweren Stand.

Willich. Die SPD hatte eingeladen - und mehr als 160 Bürgerinnen und Bürger waren gekommen. Es war so voll in der Gaststätte Krücken, dass einige Besucher mangels Platz draußen bleiben mussten. Drinnen ging es derweil heiß her: Die Baumarkt-Gegner machten ihrem Unmut Luft und zwar auf so vehemente Weise, dass Renate Tippmann (SPD) kritisierte: "Die Gesprächskultur ist unter aller Kanone." Erika Klopmeier (SPD) versprach zumindest: "Wir werden Ihre Argumente transportieren, ohne dass was verschlabbert wird."

Die Emotionen kochten hoch. So wurde die Technische Beigeordnete Martina Stall unfreundlich unterbrochen, als sie zu vermitteln versuchte, dass das Stahlwerk Becker aus planungsrechtlichen Gründen nicht für einen Baumarkt in Frage komme.

Der Planungsausschussvorsitzende Jochen Kock (SPD) erntete höhnisches Gelächter, als er von 50 bis 60 zusätzlichen Arbeitsplätzen durch einen Baumarkt sprach. Und als der Fraktionsvorsitzende Bernd-Dieter Röhrscheid spontan das Wort ergreifen wollte, hieß es: "Immer schön der Reihe nach."

Die wichtigste Frage, die den Anwesenden auf den Nägeln brennt: "Gibt es noch eine Chance, dass das Ding da gar nicht hinkommt?" Martina Stall gab zu verstehen, dass es zu gegebener Zeit eine Bürgeranhörung geben werde - noch sei nichts entschieden. Bisher angestrebt wird eine Vorentscheidung in der Juni-Sitzung des Planungsausschusses, so dass noch 2008 das Ausschreibungsverfahren abgeschlossen werden kann.

"Das wird kein Zuckerschlecken für mich - ich werde daher alle rechtlichen Möglichkeiten gegen den Baumarkt ausschöpfen", gab ein Anwohner zu verstehen. Ein anderer stellte resigniert fest: "Der Baumarkt ist doch längst beschlossene Sache." Ein Vorwurf an die Stadt: "Sie lässt sich nur vom Geld locken."

Renate Tippmann hob hervor: "Es ist einfach falsch zu behaupten, der Baumarkt komme mitten in ein Wohngebiet." "Erhalten Sie uns ein Wohnumfeld, das lebenswert ist", bat ein Mann.

Viele zeigten sich von den Argumenten, die Stall und Kock vorbrachten, nicht überzeugt. "Es muss eine andere Lösung geben. Die übergeordneten Behörden müssen eine Ausnahmegenehmigung erteilen. Das setzt jedoch vorraus, dass die Stadt sich dafür stark macht", so ein Betroffener gegenüber der WZ. Fest steht: Viele wollen den Baumarkt, aber am liebsten auf dem Gelände des Stahlwerks Becker. Das müsse mit etwas gutem Willen möglich sein.