Sorge: Nierswasser im Keller

Bei einem Pegelstand von 92 statt 54 Zentimeter sehen Politik und Bürger den Niersverband in der Pflicht, der nicht reagiere.

Willich. Nasse Keller befürchten einige Willicher im Bereich der Niersniederung. Im Umweltausschuss brachte Manfred Gumbinger (CDU) das leidige Thema auf die Tagesordnung: "Der Pegelstand beträgt aktuell 92 Zentimeter - normal sind zu dieser Zeit 54 Zentimeter. Gnade uns Gott, wenn Starkregen kommt - dann kriegen die Bürger nasse Füße." Birgit Schmitz, die Vorsitzende des Vereins gegen die Vernässung der bewohnten Niersniederung, beklagte: "Der Niersverband ignoriert die Notwendigkeit einer Krautung seit Wochen." Unter Krautung versteht man das, meist mechanische, Entfernen des Grüns von Gewässern.

Gumbingers Forderung: "Der Bürgermeister muss zum Wohle unserer Bürger agieren." In diesem Jahr sei "noch kein Rückschnitt erfolgt". Dadurch werde die Fließgeschwindigkeit reduziert, das Wasser drücke in die Keller.

Er sieht im Unterlassen reine Willkür: "Ich weiß nicht, warum der Niersverbands-Geschäftsführer Armin Melsa die Bürger so ärgert." Ein Pegelstand von 92Zentimetern bei Trockenwetter sei besorgniserregend.

Die Technische Beigeordnete Martina Stall zeigte sich ratlos: "Wir haben keine Spezialisten wie Hydrologen bei der Stadt. Und wenn vom Niersverband jemand kommt, geht es aus wie das Hornberger Schießen - es ändert sich letztendlich nichts."

Stall bot an, noch einmal an den Niersverband zu schreiben und um Entkrautung zu bitten. "Das ist ein unerquickliches Thema", klagte die Ausschuss-Vorsitzende Hubertine Engels (CDU). Was ihr vor allem mächtig missfällt: Dass die Stadt Willich dem Niersverband gegenüber immer als Bittsteller auftreten müsse.

Marc Preuhs (SPD) vertrat die Auffassung, der jetzige Pegelstand sei früher nicht ungewöhnlich gewesen - insofern trete jetzt eine gewisse Normalisierung ein. Birgit Schmitz kennt viele Nachbarn, die zurzeit Wasser aus den Kellern pumpen.

Sie ist der Meinung: "Ausbaugewässer wie die Niers sind in dem Zustand zu halten, in dem sie ursprünglich waren." Ausschuss und Verwaltung setzen auf die Zeit nach Melsa, der im Herbst in Ruhestand geht.