Willich: Heizkraft für die Wüste

Fünf Blockheizkraftwerke liefert die Firma Pro2 nach Katar. Damit wird Deponiegas zu Strom und Wärme gemacht.

<strong>Willich. Wenn jemand in die Wüste geschickt wird, ist das normalerweise kein Grund, damit noch Reklame zu machen. Die Willicher Firma Pro2 Anlagentechnik schickt gleich fünf in die Wüste - und ist auch noch stolz darauf. Geschäftsführer Stephan Waerdt und Vetriebsleiter Jürgen Brux verkündeten die gute Nachricht gestern persönlich: Das Unternehmen mit Sitz im Stahlwerk Becker liefert für das Emirat Katar am Persischen Golf fünf Blockheizkraftwerke (BHKW) mit einer Leistung von je 1,3 Megawatt. Sie werden auf der zentralen Mülldeponie der Hauptstadt Doha (800 000 Einwohner) errichtet. Das Auftragvolumen umfasst 4,5 Millionen Euro, wobei es eine Option zur Erweiterung der Anlage um ein weiteres BHKW gibt.Zum Komplettpaket, das die Willicher in die Wüste schicken, gehören neben den fünf BHKW-Containern auch zwei Gas-Fackeln sowie zwei Verdichterstationen für insgesamt 4000 Kubikmeter Biogas in der Stunde. Dieses methanhaltige Gas entsteht beim Abbau der organischen Bestandteile des Hauptstadt-Mülls. Wie Jürgen Brux erläuterte, wird es getrocknet, entschwefelt, gefiltert und verdichtet, bevor daraus Wärme und Strom gemacht wird. "Ein innovatives Konzept, das auch zum Klimaschutz beiträgt", hob Waerdt hervor. Denn ohne die Anlagen aus Deutschland würde das Treibhausgas unkontrolliert in die Luft entweichen. Woran man erkenne, dass am Persischen Golf nicht nur über Öl nachgedacht werde.

Den Auftrag habe Pro2 gewinnen können, da das Unternehmen anders als die meisten Konkurrenten "alles aus einer Hand" liefere: Die komplette Technik für die Gasaufbereitung wird in Willich sowie am Standort Krefeld gebaut und dann per Schiff an den Persischen Golf gebracht. Im Juli 2009 soll die Anlage in Betrieb gehen. Sie sei sowohl Sandstürmen als auch der extremen Hitze gewachsen, erläuterte Brux.

2004 wurde ein ähnliches BHKW nach Kuwait geliefert. "Wir gehen davon aus, dass unser starkes Auslandsgeschäft durch den neuen Auftrag einen erheblichen Schub bekommen wird", erklärte Waerdt. Denn das Auslandsgeschäft werde angesichts stagnierender Märkte in Deutschland immer wichtiger: Lag der Exportanteil am Gesamtumsatz im Jahr 2006 noch bei 23 Prozent, sollen es 2008 schon über 50 Prozent sein.

Gründung Pro2 Anlagentechnik ist 1994 gegründet worden. Noch Ende der 90er Jahre hatte das Unternehmen nur zwölf Mitarbeiter. Mittlerweile sind es knapp 150. Hauptsitz ist Willich, es gibt Tochtergesellschaften in Frankreich, Ungarn und Belgien.

Leistungen Die Firma ist auf die Entwicklung und den Bau von Anlagen zur Energieversorgung spezialisiert. Der Ursprung liegt im Deponiegasbereich. Umsatzschwerpunkt in Deutschland: Biogas. Schon über 600 Anlagen wurden weltweit installiert.