Willich: Traumberuf in der Luft

Pilot: Dirk Imhof aus Wekeln ist seit elf Jahren bei der Rettungsstaffel der Polizei

Willich. Ein Traumberuf? Die Antwort von Dirk Imhof kommt schnell: "Ja, das kann man schon sagen." Seit elf Jahren ist der Willicher Pilot bei der Fliegerstaffel der Polizei, die am Düsseldorfer Flughafen stationiert ist. Verdächtige Personen suchen und verfolgen, nach Vermissten fahnden, Situationen und Lagen aufklären - das ist der tägliche Job von Imhof. Ist dieser Ablauf schon super-abwechslungsreich, kommen bisweilen Einsätze dazu, die auch für die erfahrenen Crews außergewöhnlich sind.

Einen solchen hat Imhof im letzten Jahr geflogen. An einem nebligen Morgen Ende Februar. "Eine Person ist von der Brücke bei Kaiserswerth in den Rhein gesprungen", hieß es. "Der Wagen stand noch da", erinnert sich Imhof. Auch die Wetterlage blieb ihm fest im Gedächtnis: "Es war schlecht, ganz schwierige Sicht." Dennoch flog das Team - bestehend aus zwei Piloten und einem Operator - los. Mit an Bord: Polly Schumacher und Stefan Hitzke.

"Wir haben die Frau schnell gesehen", blickt Imhof zurück. Der dritte Mann schnallte sich mit einer Art Klettergurt an und dirigierte auf der Kufe sitzend den Hubschrauber. "So etwas funktioniert nur, wenn dauernd gesprochen wird", sagt der Willicher. Der Mann auf der Kufe bekam die Frau zu fassen, im Schwebeflug ging’s ans Ufer. Dort wartete ein Rettungsteam, das die 36-Jährige in Empfang nahm. Sie war in psychischer Behandlung, körperlich hat sie mittlerweile die Folgen des Selbstmordversuchs überstanden. Inzwischen ist sie weggezogen. Die Hubschrauber-Crew wurde später mit der Rettungsmedaille des Landes ausgezeichnet.

Ganz klar: Eine derartige Aktion ist selten, aber nicht einmalig. "Vor Jahren habe ich schon mal eine Frau aus dem Rhein gezogen, die von einem Frachtschiff gefallen war", erinnert sich Imhof. Dabei sei es nur ganz knapp gelungen, die Frau an Land zu bringen. Und weil die Stelle am Ufer unzugänglich war, flog Imhof die Niederländerin gleich zum Notarzt.

Nicht immer stoßen die fliegenden Polizisten auf auf Dankbarkeit. "Im Neusser Yachthafen haben wir mal eine Frau abgedrängt, die sich umbringen und ins Wasser gehen wollte. Die hat sich mit dem ausgestreckten Mittelfinger bedankt."

Seit fast 25 Jahren ist Dirk Imhof bei der Polizei. "Ich war immer schon technik-begeistert. 1996 hab’ ich mich für die Fliegerstaffel beworben und das Auswahlverfahren bestanden." Es folgte eine nervige Zeit in der Warteschleife. Drei Jahre lang war nicht klar, ob Imhof dort nun anfangen konnte. "Erst als ich am ersten Tag in der Fliegerschule saß und niemand mich nach Hause schickte, war ich sicher, dass es geklappt hatte."

Zwei Jahre in Dortmund, dann der Umzug an den Niederrhein. Wie kam er nach Willich? Imhof lacht. "Mit dem Zirkel. Ich habe einen 25 Kilometer großen Kreis um den Flughafen Düsseldorf gezogen, überall geschaut und mich dann für Willich entschieden." Die Familie baute in Wekeln ein Haus, fühlt sich dort sehr wohl.

Geflogen wird rund um die Uhr, nachts mit Sichtgeräten, Bildverstärker-Brillen heißen die Teile im Polizei-Deutsch. Dabei ist Imhofs Anwesenheit dringend nötig, er ist einen der wenigen, die mit diesen Geräten fliegen dürfen. Mit seinen 43 Jahren zählt er zu den erfahrenen Akteuren, auch wenn er das Wort vom "Opa-Piloten" nun wirklich nicht hören will. Trotzdem kommt die Nachtschicht nicht so häufig vor - eben ein Traumberuf.