Erwürgt und in die Tonne gesteckt
Der Prozess um den Mord an einer Gladbacher Millionärin hat begonnen.
Mönchengladbach. Erst sollte ein Wohnungseinbruch das Geld für den Bau einer Hanfplantage und die Eröffnung eines Koffie-Shops in Venlo bringen. Dann wurde es Mord. Am Ende gehörten zur Beute etwas Bargeld, Schmuck und 8595 Euro vom Konto einer Mönchengladbacher Millionärin.
So sieht es die Anklage im Prozess um den Tod der 89-Jährigen von der Oststraße, der am Montag vor der siebten großen Strafkammer am Landgericht Mönchengladbach eröffnet wurde.
Die drei Mönchengladbacher Tobias K., Sascha L. und Karl M. (21, 22 und 54 Jahre alt) sitzen wegen gemeinschaftlichen Mordes und schweren Raubes auf der Anklagebank. Nur der 21-Jährige wollte sich nicht nur zur Person, sondern auch zur Sache einlassen. Alle drei Männer verzogen keine Miene, als der Vorsitzende Richter der siebten großen Strafkammer, Lothar Beckers, schließlich K.s Aussage aus einem Vernehmungsprotokoll vortrug.
Die Idee, die Millionärin zu töten, um an ihr Vermögen zu kommen, habe der Älteste der drei gehabt, heißt es dort. "Er ist schlau, hat gute Ideen", sagte K. bei der richterlichen Vernehmung über M..
Dennoch habe man alles gemeinsam geplant. Nachdem der damals 20-jährige K. mit seinem Kumpel L. morgens einen Joint geraucht habe, seien sie am 6. Oktober 2007 zu zweit zum Haus der Frau gegangen und hätten vorgegeben, eine leere Wohnung besichtigen zu wollen.
Dann will es sich K. allerdings anders überlegt haben. Er will L. mit einem Kopfschütteln zu verstehen gegeben haben, dass er die Witwe nicht mehr töten wolle. Daraufhin habe L. ihn von hinten geschubst, so dass er gegen die 89-Jährige stieß, die die Treppe herunter fiel. Diese wurde bei dem Sturz schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft versuchte einer der beiden Männer, die Frau mit einem aus einem Fahrradbremszug gebastelten Werkzeug zu erwürgen. Nach K.s Aussage war es L.. Die 89-Jährige schaffte es allerdings, ihre Finger zwischen Draht und Hals zu schieben.
Die Obduktion ergab, dass sich die Frau verzweifelt gewehrt haben muss. Mit einem Stock soll einer der Angeklagten versucht haben, ihr das Genick zu brechen. Der Stock gab aber nach. Die Seniorin wurde so lange gewürgt, bis sie schließlich doch starb.
M., der die Frau seit seiner Kindheit kannte und dessen Eltern mit ihr befreundet waren, soll bei der Beseitigung der Leiche geholfen haben. Auf seinem Grundstück soll auch die Tonne gelagert worden sein, in die die drei Männer sie gesteckt und gegen Verwesungsgeruch mit ätzendem Kalk überdeckt hatten.
Über einen Monat später, in der Nacht vom 22. auf den 23. November sei man zum Breyeller See in Nettetal gefahren, um die Leiche zu versenken.
Es wurde eine Serie von Pannen daraus. Die Bohrer für die Akku-Schrauber, mit denen man Löcher in die Tonne machen wollte, hätte man zunächst verloren. Als man einen Bohrer wiederfand, so beschreibt es K., hätten sie schon bis zu den Knien im Wasser gestanden. Sie hätten dann weniger Löcher gebohrt als geplant. Man habe gedacht, die Tonne werde noch volllaufen.
Das war allerdings ein Irrtum. Der Behälter schwamm auch noch zwei Tage später auf dem See, als er von der Feuerwehr geborgen wurde.
Die Polizei kam nach der Vermisstenanzeige der Tochter und einer Nachbarin der 89-Jährigen bei ihren Ermittlungen auf M., weil er sich als Vermögensverwalter ausgab und gefälschte Papier vorlegte. Auf L.s Konto war nach dem Tod der Frau Geld überwiesen worden. Im Kreuzverhör belasteten die beiden K. als Komplizen. Er führte die Polizei schließlich zur Leiche.
Die nächsten Prozess-Termine sind Mittwoch und am Donnerstag.