Neues Leben „mittendrin“
Hilfe: Für Mädchen, die im Elternhaus Probleme haben, gibt es seit fünf Jahren ein Wohnprojekt.
Mönchengladbach. Irgendwann war ein Leben miteinander nicht mehr möglich. Auf Wunsch der Mutter zog die 17-jährige Julia (Name geändert) aus ihrem Elternhaus aus. "Ich kam mit dem Freund meiner Mutter einfach nicht zurecht", erzählt Julia. Nach der Trennung der Eltern vor einigen Jahren war ein neuer Mann in das Familienleben getreten. "Am Anfang kam ich mit ihm ganz gut klar, aber nach einigen Zeit hatten wir nur noch Streitereien", sagt Julia. Ihre Mutter stellte sich auf die Seite ihres neuen Freundes. Sie ist zum Jugendamt gegangen, wollte Julia nicht mehr im Haus haben.
Julia: "Als sie mir erzählt hat, dass sie beim Jugendamt war und ich ausziehen soll, fand ich das total scheiße." Seit April befindet sich das Mädchen im Programm "mittendrin" des Vereins AZEH (Alternative zur Erziehung im Heim). Dieses Projekt feiert gerade sein fünfjähriges Bestehen und betreut "Kleinstwohngemeinschaften" (KWG), in denen Mädchen aus zerrütteten familiären Verhältnissen ein neues Heim finden.
Julia wohnt in einer dieser KWG in Mönchengladbach mit drei anderen Mädchen zusammen. Die Vier sollen durch Haus- und Alltag ohne Eltern auf ihr späteres Leben vorbereitet werden. Julia ist dafür zuständig, das Wohnzimmer aufgeräumt zu halten. Es gibt Regeln, wann die Mädchen abends zu Hause sein müssen. An solche Regeln hat sich Julia früher nie gehalten.
Ganz bewusst hat sich Julia für dieses Programm entschieden: "Erst sollte ich in einer 24-Stunden betreuten Einrichtung untergebracht werden, das wollte ich aber nicht." In den KWG werden die Mädchen natürlich nicht ganz alleine gelassen: "Unsere Betreuungszeiten zentrieren sich auf Kernbereiche am Nachmittag und am frühen Abend, außerdem gibt es eine Notfallnummer, unter der die Mädchen rund um die Uhr Hilfe bekommen", so René Holz, Leiter von "mittendrin". Seine Kollegin Sonja Wolf fügt hinzu: "Ein Mal die Woche gibt es außerdem eine Hausvollversammlung, bei der alle anwesend sein müssen."
AZEH Die Organisation rief das Hilfsprojekt "mittendrin" für Mädchen ab 16 Jahren ins Leben. Außerdem betreut es noch Angebote für Jungen (ProJunXs) und junge Eltern (Schwungfeder).
Mittendrin Fünf Diplompädagogen betreuen insgesamt drei KWGs in Mönchengladbach und Grevenbroich. Eine vierte ist bereits in Planung. Zur Zeit befinden sich acht Mädchen in dem Projekt.