Verkehr in Dormagen Fährmann trotzt Klimawandel und Energiekosten

<irglyphscale style="font-stretch 985%;">Zons/Urdenbach</irglyphscale> · Wolfgang Jansen betreibt die Fähre von Zons nach Urdenbach. Die Veränderungen des Rheinpegels betreffen auch sein Geschäft.

Wolfgang Jansen betreibt die Rheinfähre zwischen Zons und Urdenbach.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Christian Hilbert ist auf dem Weg zur Arbeit. Mitten in der Idylle der Urdenbacher Kämpe wartet der 38-Jährige auf das Transportmittel, das ihn und sein Auto berufsbedingt nach Dormagen bringen wird – die Fähre von Urdenbach nach Zons. Würde er über die Fleher Brücke fahren, würde das einen Mehrweg von mehr als zehn Kilometern pro Strecke bedeuten, zu Berufsverkehrszeiten wahrscheinlich auch Stau. „Mit der Fähre zu fahren ist die entspanntere Reise“, sagt der Sozialpädagoge.

Die Überfahrt dauert etwa fünf Minuten. Im Fünfzehnminutentakt setzt die Fähre an sieben Tagen in der Woche und nahezu 365 Tagen im Jahr von einem Rheinufer zur anderen Seite über. Bis auf einige wenige Tage zwischen Weihnachten und Neujahr fährt das Schiff, eine Zuverlässigkeit, die Inhaber Wolfgang Jansen besonders wichtig ist. Der 75-Jährige betreibt die Fähre seit 2005.

Im vergangenen Jahr hat seine Fähre rund 300.000 Fahrgäste transportiert. Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer kann das Schiff beherbergen, auch Vieh, Wohnmobile und Lkws können transportiert werden. In den wärmeren Monaten bestehe die Klientel hauptsächlich aus Ausflüglern, sagt Jansen. In den kälteren Monaten von November bis Februar transportiere er fast ausschließlich Pendler. „Wir sind quasi ein Teil des ÖPNV“, sagt Jansen. „Nur ohne Zuschüsse“, lautet seine Ergänzung. „Wir wären gerne ein Teil des Deutschlandtickets“, so der Fährmann.

Der Inhaber sieht sich mit steigenden Kosten in verschiedenen Bereichen konfrontiert. In den vergangenen zwanzig Jahren ist das Klima in seiner Wahrnehmung mehr und mehr zum Problem für den Fährbetrieb geworden. „Es kommt immer öfter zu Hoch- oder Niedrigwasser“, sagt Jansen. Wenn der Rheinpegel über oder unter einer bestimmten Marke liegt, dann kann und darf die Fähre nicht fahren. Das bedeutet für Jansen einen Betriebsausfall. „Hier an der Fähre spürt man direkt die Auswirkungen des Klimawandels“, sagt der Fährmann. Anders könne er sich den Unterschied nicht erklären.

Ein weiteres Problem seien Kiesbänke, die sich aus Sand bilden, der an die Ufer geschwemmt wird. Damit die Fähre anlegen kann, müssen die Bänke weggebaggert werden. Alle paar Jahre sei das nötig – und die dadurch entstehenden Kosten in Höhe von bis zu 30.000 Euro müsse er selbst tragen, sagt Jansen. Gestiegene Treibstoffpreise sowie höhere CO2-Abgaben kämen außerdem noch hinzu.

Aus diesen Gründen hat sich Jansen entschieden, zum Jahresanfang die Preise zu erhöhen. 50 Cent teurer ist die Überfahrt jetzt. In der Bordkabine hängen Zettel am Fenster, die die Gründe für die Preiserhöhung erklären. Auch stehen seine Mitarbeitenden bereit, falls ein Fahrgast sich beschwert. „Wenn man ins Restaurant geht, sind dort die Preise sehr viel mehr gestiegen“, sagt Jansen. „Da finden wir unsere Erhöhung mehr als gerechtfertigt“, so der 75-Jährige.

Wie in vielen Branchen aktuell hat auch er Probleme, Nachwuchskräfte zu finden. „Die jungen Leute wollen nicht mehr hart arbeiten“, sagt er. Da die Fähre auch an Sonn- und Feiertagen fährt, müsse man sich zum Schichtdienst bereit erklären, so Jansen. Er selbst hat sich bewusst dagegen entschieden, in Rente zu gehen, sagt er: „Ich selbst will damit so lange weiter machen, bis ich nicht mehr kann.“