Schranken trotz Starkregen geöffnet Transporter mit Schulkindern bleibt im Grevenbroicher Elsbachtunnel stecken
Grevenbroich · Starkregen in Grevenbroich: Am Dienstag ist ein Transporter mit Schulkindern im Elsbachtunnel stecken geblieben. Auch in der „Todeskurve“ blieb ein Auto im Schlamm stehen. Die Insassen blieben unverletzt. An der Raststätte Vierwinden drohte das Dach der Tanke einzustürzen.
Die Folgen eines heftigen Wolkenbruchs haben die Stadt am Dienstag ins Chaos gestürzt: Schon wieder ist der Elsbachtunnel, die wichtigste Gleis-Unterführung im Stadtzentrum, mit Regenwasser vollgelaufen. Die Suppe blieb etwa einen halben Meter hoch in der Senke stehen – zu hoch für einen Transporter. Das Gefährt mit drei Insassen soff in der Brühe ab und blieb stecken. Die Folge: ein größerer Rettungseinsatz unter dem Alarm-Stichwort „Personen im Wasser“. Dazu wurde nicht nur die Feuerwehr in Marsch gesetzt. Es rückten auch Schwimmer der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft an, die sich darauf vorbereiteten, die drei Menschen aus dem Transporter zu befreien. Dafür schlüpften sie an Ort und Stelle in Neopren-Anzüge.
Der Fahrer des Transporters signalisierte den Einsatzkräften allerdings rasch, dass es ihm und den beiden Kindern, die sich mit ihm in dem Gefährt befanden, gut gehe. Die Einsatzkräfte entschlossen sich daraufhin, die drei Betroffenen im trockenen Fahrzeug sitzen zu lassen – und es mithilfe einer Seilwinde der Grevenbroicher Stadtbetriebe aus dem Wasser zu ziehen. Der Plan ging auf, die drei Beteiligten kamen mit dem Schrecken davon.
Die Sperrung des Elsbachtunnels führte zu langen Staus auf allen Ausweichrouten. Viele Fahrer glaubten, den Tunnel über die Bergheimer Straße umfahren zu können, hatten diese Rechnung aber ungeachtet der dortigen Bahnschranken gemacht. Wenn Züge kreuzten, standen Fahrer dort vor roten Ampeln. Minutenlang ging nichts mehr – wer konnte, umfuhr das Zentrum oder ging zu Fuß.
Nach der Bergung des havarierten Transporters wurde der Elsbachtunnel mit den im August 2022 eigens installierten Schranken (Kostenpunkt: 15 000 Euro) abgeriegelt. Warum das nicht schon vor dem angekündigten Unwetter geschehen ist, erklärt Rathaus-Sprecher Lukas Maaßen so: „Der Starkregen kam schnell und heftig. Die Schranken lassen sich nicht aus der Ferne steuern, sie müssen händisch heruntergelassen werden.“ Maaßen appellierte an den gesunden Menschenverstand: Fahrer sollten niemals in stehendes Wasser rauschen, sondern vorher stoppen.
In der scharfen Kurve stand
das schlammige Wasser hüfthoch
Der Appell des Rathaus-Sprechers erreichte den Fahrer des Transporters jedenfalls zu spät, genauso wie den Fahrer eines Autos, der sich in der sogenannten Todeskurve bei Noithausen festgefahren hatte. In der scharfen Kurve unterhalb der dortigen Unterführung stand das schlammige Wasser in etwa hüfthoch. Der Wagen dürfte einen Totalschaden erlitten haben. Anders als am Elsbachtunnel gibt es an der Todeskurve, die in der Vergangenheit ebenfalls des Öfteren vollgelaufen ist, keine Schranken. Die Feuerwehr war auch hier im Einsatz. Am Ende wurde das arg in Mitleidenschaft gezogene Auto mit einem Radlader aus dem Matsch gezogen. Die Gesellschaft für Wirtschaftsdienste Grevenbroich, zuständig für die Entwässerung, war derweil mit einem Saugfahrzeug da.
Was Fahrer dazu bewegt, trotz der Gefahr in das hoch stehende Wasser zu brausen, ist nicht nur Rettern ein Rätsel. So wurden Kräfte der Stadtbetriebe kurz nach der Bergung des Transporters aus dem Elsbachtunnel Zeugen eines waghalsigen Fahrmanövers: Der Fahrer eines Kleinwagens hatte es offenbar so eilig, dass er die Absperrungen dreist umkurvte und geradewegs in das Wasser steuerte. Er kam mit seinem Vehikel durch.
Wie Feuerwehr-Sprecher Sebastian Draxl sagte, waren die Retter nach dem Starkregen am Mittag in weiten Teilen des Stadtgebiets gefordert. Los ging’s um 13.36 Uhr. „Wir wurden quasi im Minutentakt alarmiert“, sagte er. Den Schwerpunkt bildeten überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. Offenbar hatte es die Stadtteile Elsen, Orken und Noithausen besonders heftig erwischt. Bis 15 Uhr wurden nach Auskunft der Stadtverwaltung rund 50 Feuerwehreinsätze verzeichnet. Wie Polizeisprecherin Claudia Suthor am frühen Nachmittag sagte, blieb es bei Sachschäden – die Polizei verzeichnete bis dahin keine Verletzten.
Einen Unwetter-Einsatz hatte die Feuerwehr gegen 14.15 Uhr auch an der Rastanlage Vierwinden-Süd. Wie Heinz-Dieter Abels als Chef der in diesem Fall zuständigen Feuerwehr Jüchen sagte, war es auf dem Dach der Tankstelle zu einer massiven Wasseransammlung gekommen. Das Dach drohte unter der Last nachzugeben und einzustürzen, es soll bereits ein „Durchhängen“ zu sehen gewesen sein. „Wir sind das Dach mit der Drohne abgeflogen, um uns einen Überblick zu verschaffen“, so Abels. Anschließend fuhren die Retter mit der Drehleiter an die Überdachung und öffneten die Aluminiumhaut mithilfe eines Einreißhakens. In der Folge konnte das Wasser abfließen.
Weil Gefahren nicht ausgeschlossen werden konnten, wurden Teile der Autobahn-Tankstelle gesperrt. Sprit gibt’s dort aber weiterhin – an Tanksäulen außerhalb des Gefahrenbereichs. Das Dach soll nun von Fachleuten inspiziert werden. Die Rastanlage Vierwinden-Süd wurde für die Dauer des Einsatzes komplett gesperrt: Die Autobahnpolizei hatte die Zufahrt abgeriegelt, damit die Feuerwehr ungehindert arbeiten konnte. Nach circa einer Stunde war der Einsatz beendet.
Für die Grevenbroicher ging es weiter: Die Feuerwehr Jüchen unterstützte die Kräfte in der Schlossstadt mit einem Einsatzfahrzeug. Lange gefragt waren auch noch die Mitarbeiter der hiesigen Stadtbetriebe: Sie widmeten sich (abgesehen von den Unterführungen) noch anderen überfluteten Bereichen. So war jede Menge Schlamm von den Feldern beispielsweise über die Fröbelstraße in Noithausen gespült worden. Um die Durchfahrt von Matsch zu befreien, kamen Traktoren mit Schaufeln zum Einsatz. Anderenorts rückten Anwohner dem Schlamm mit Wasser aus dem Gartenschlauch zu Leibe und spülten ihn in die Kanalisation.