Die Lebensretter von Osterath

Ein Feuerwehrmann und zwei junge Polizisten haben eine 89-jährige Frau aus ihrem völlig verqualmten Haus gerettet.

Osterath. Aus den oberen Fenstern des Reihenhauses am Brahmsweg dringt bereits dichter Qualm, als am Donnerstag gegen 14.10 Uhr der Notruf bei der Feuerwehr eingeht. Zwei Frauen, Mutter und Tochter, 68 und 89 Jahre alt, sind noch im Haus.

Wenige hundert Meter entfernt hat der Kfz-Meister Wilfried Bahners (47) seine Werkstatt. Er ist Hauptbrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sein Pieper meldet sich. Er liest: Wohnungsbrand, Brahmsweg. Das ist gleich um die Ecke, merkt er. Zur Wache laufen und umziehen? Das dauert zu lange, beschließt er und läuft los.

Er hört die Tochter um Hilfe rufen. Eine Nachbarin reicht ihm ein feuchtes Tuch. Das hält er sich vor Mund und Nase und arbeitet sich auf allen Vieren ins verqualmte erste Stockwerk vor. Die 89-Jährige ist im Flur zusammengebrochen. Er sieht nichts, ertastet aber ihre Hand und kann sie zwei Meter Richtung Treppe ziehen. Dann geht ihm die Luft aus und er muss nach draußen.

Inzwischen sind die Polizeibeamten Sebastian Brune (29) und Melanie Franken eingetroffen. Die 30-jährige Polizeikommissarin löst Bahners ab. Das Tuch fest vor Mund und Nase gedrückt, sucht sie die hilflose Frau im Flur. "Sie hört schlecht. Deswegen hat sie auf meine Rufe nicht geantwortet", erklärt Franken. Der Qualm ist wie eine Wand. Doch sie hört die alte Frau wimmern, robbt in die Richtung, ertastet eine Hand und zieht die 89-Jährige ein weiteres Stück Richtung Treppe. Dann muss auch sie frische Luft schnappen.

Wenige Minuten später tragen die beiden Polizisten die alte Dame die Treppe hinunter. Der Feuerwehrmann Bahners hat derweil eine Leiter von seinen Kollegen organisiert, arbeitet sich zur Rückseite des Hauses vor und rettet die 68-jährige Tochter aus dem ersten Stock.

Während der nächsten halben Stunde löschen Atemschutztrupps der Feuerwehr das Feuer. Brandursache war vermutlich ein implodierter Fernseher. Das Haus ist schwer beschädigt. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 250.000 Euro.

Retter und Gerettete müssen ins Krankenhaus. Sie haben giftige Rauchgase eingeatmet. Die Polizisten und der Feuerwehrmann dürfen schon am Abend wieder nach Hause. "Wir wurden zwei Stunden lang durchgecheckt und dann entlassen", sagt Brune. Die beiden älteren Damen müssen wohl noch einige Tage länger bleiben, vor allem die 89-Jährige. Doch laut Polizei geht es auch ihnen schon wieder viel besser.

Der Polizeidirektor Detlef Fox ist stolz auf die jungen Kollegen: "Ich bin überzeugt, dass sie der 89-Jährigen das Leben gerettet haben. Das ist kein alltäglicher Einsatz. Es gehört viel Mut dazu, die Frau aus dem verqualmten Haus zu ziehen." Ihr Dienststellenleiter will beide für die NRW-Rettungsmedaille vorschlagen. Am Freitag traten Franken und Brune um 6.30 Uhr ihren Dienst an.