Interview: Profitieren von Überlastung

NDH-Geschäftsführer Ulrich Gross über den 2. Hafentag zu Binnen- und Seehäfen.

WZ: Herr Gross, wer trifft sich beim zweiten Hafentag? Ulrich Gross: Da kommen hochrangige Vertreter der verladenden Industrie und der Speditionsunternehmen zusammen. Wir freuen uns über die Qualität des Teilnehmerfeldes. WZ: Das Thema heißt "Binnenhäfen als aktive Partner der Seehäfen". Daraus spricht Selbstbewusstsein. Werden die Neuss Düsseldorfer Häfen (NDH) allmählich zur Außenstelle der Seehäfen?Gross: Das zu behaupten wäre wohl eine Anmaßung. Allerdings hat das Unternehmen Maersk das bei der Vorstellung seiner Pläne für den Hafen (Maersk wird ein eigenes Terminal errichten, Anm. d. Red) mit der "Push- und Pull-Strategie" genau so dargestellt. Aber ich sage lieber: Wir reichen den Seehäfen hilfreich die Hand. WZ: Profitieren die NDH von der Überlastung der Seehäfen, oder ist das vielmehr auch eine Belastung für die Binnenhäfen?Gross: Wir profitieren, das ist eindeutig. Die Seehäfen können sich einfach nicht mehr über die Straße entlasten. Das wird schlichtweg viel zu teuer. WZ: Werden die NDH durch die Ansiedlung von Maersk in diesem Zusammenhang aufgewertet?Gross: Die Errichtung des Maersk-Terminals zeigt jedenfalls, wie wichtig die "Hinterlandstrategie" geworden ist. Und das spricht für uns. Die Abarbeitung logistischer Ströme erfolgt über den Neuss Düsseldorfer Hafen. Da zeigt sich die Zukunft der kombinierten Verkehre für das Hinterland. WZ: Gibt es eigentlich eine Kooperation der Binnenhäfen?Gross (lacht): Ja natürlich: zwischen Neuss, Düsseldorf und Krefeld. Aber ernsthaft. Wir arbeiten auch mit Köln im Bahnverkehr zusammen und optimieren da die Verkehre. WZ: Wo liegt die Zukunft der boomenden Neuss Düsseldorfer Häfen?Gross: Wir erleben gerade eine Umstrukturierung. Jetzt liegt der Schwerpunkt noch im Umschlag von massenhaftem Stückgut in großen Partien. Die Zukunft aber wird immer mehr von der Logistik bestimmt. Der Verkehr über die Straße wird noch teurer werden. Da geht die Entwicklung dahin, lange Strecken mit Zug und Schiff zu bewältigen und anschließend billiger auf den kleinen Reststrecken über die Straße zu transportieren. Neuss, Düsseldorf und Krefeld sind auf diese Entwicklung gut vorbereitet.