<strong>Osterath. Das schwere Material Blei spielt im Werk der Jutta Rohwerder eine wichtige Rolle. Es ist reich an Assoziationen, redet man doch von bleierner Müdigkeit, einer Zeit, die bleiern war, von bleihaltiger Luft oder auch vom bleiernen Schweigen. Blei taugt zur Markierung von etwas Versunkenem, zur stillen Andacht und Meditation. Blei taugt auch zum Erkennen beklagenswerter Prozesse der plattierenden Oberflächenwelt. Leib und Blei - beide Begriffe setzen sich aus denselben Buchstaben zusammen. "Clothes" - Bekleidung: Diesen Namen hat die Düsseldorfer Künstlerin der Ausstellung gegeben, die sie ab dem 20. April in der Galerie Mönter in Osterath zeigen wird.

Die Künstlerin hat bei der Kraft und Ausdauer erfordernden Arbeit mit dem gefundenen, alten, mit Gebrauchs-Spuren übersäten Material an Erlebnisse gedacht, an Rituelles wie Taufe, Tod und Pfingsten. Existenzielles liegt in ihrer Kunst. So biegsam das Blei ist, so schwer ist es. Wie das Leben.

Die 62-jährige Jutta Rohwerder ist in dem sauerländischen Dorf Rehringhausen bei Olpe aufgewachsen. Zu Pfingsten wurde dort ein Blumenteppich gestreut, über den der Priester mit der Monstranz wandelte. Es lag viel Sinnliches darin, ein Zauber, den ein Kind sein Leben lang bewahrt und immer wieder aufsucht.

Tote wurden in der Familie aufgebahrt, man legte ihnen Heiligenbildchen auf die weiße Decke. Beton, Blei, Naturstein und Wachs verkörpern bei Jutta Rohwerder die Erinnerung daran. Auf einem Holzgestell thront die Skulptur "Mein weißes Kleid": Sie wirkt als eine Essenz, ohne jede Frömmelei, mit Ernst, aber nicht ohne ein wissendes Lächeln.

Zur Vernissage lädt Galerist Konrad Mönter am Freitag, 20. April, um 19 Uhr ins Buch- und Kunstkabinett am Kirchplatz 1-5 in Osterath ein. Ende: 21 Uhr.