Rhein-Kreis Neuss: Verbindung von Glaube und Baukunst

Historische Sakralbauten stehen am Tag des offenen Denkmals im Fokus. Im Rhein-Kreis Neuss sind es sieben Städte und Gemeinden, die zur Besichtigung einladen.

Rhein-Kreis Neuss. Mehr als 9000 Denkmale öffnen bundesweit am 9. September anlässlich des Tags des offenen Denkmals ihre Türen. Unter dem Motto "Orte der Einkehr und des Gebets - Historische Sakralbauten" sind Kulturbegeisterte eingeladen, insbesondere in Kirchen, Klöstern und Synagogen auf Entdeckungstour zu gehen. Ziel ist es, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken.

In Neuss sind folgende Bauten zu besichtigen: Katholische Christ König-Pfarrkirche an der Friedensstraße 12 in Weißenberg. Die Ein-Raum-Kirche wurde 1960 geweiht. Geöffnet ist sie am Sonntag von 9 bis 18 Uhr. Aktionen: Raum der Stille und Meditation. Ein umfangreiches Programm zur Geschichte des Mitte des 13. Jahrhunderts angelegten, ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Gnadental, präsentieren die städtische Bodendenkmalpflege und die Firma Zülow Elektronik zwischen 11 und 16 Uhr. Zur römischen und klösterlichen Vergangenheit hat die Neusser Bodendenkmalpflege eine Ausstellung vorbereitet. Jeweils um 11, 13 und 15 Uhr hält Stadtarchäologin Sabine Sauer einen Vortrag zu diesem Thema. Am Tag des offenen Denkmals ist auch das Atelier des auf Gut Gnadental wirkenden Künstlers und Landrates, Dieter Patt, in dem ein historischer Brunnen erhalten ist, geöffnet. Kinder können sich mit der Kleidung und Bewaffnung römischer Legionäre beschäftigen und an einem Quiz teilnehmen. Die Evangelische Christuskirche, Breitestraße 121, wurde von 1904 bis 1906 als eklektizistischer Sakralbau des Späthistorismus errichtet. Sie ist von 15 bis 20 Uhr geöffnet. Um 17 Uhr führt Pfarrer Dohmes interessierte Besucher durch das Gebäude und um 18 Uhr gibt es eine Orgelvesper mit Werken von Samuel Scheidt. Das Museum des Ordens der Augustinerinnen, Augustinusstraße 46, im Mutterhaus des Klosters Immaculata der Augustinerinnen, ist nur zur Führung um 14.30 Uhr durch Max Tauch, für zirka zwei Stunden geöffnet. Die Katholische Pfarrkirche Heilig Geist an der Neusser Weyhe wurde 1972/73 errichtet und von 1991-98 innen vom Künstler Georg Ettl neu gestaltet. Sie ist von 9.15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Eine Führung findet um 11 Uhr statt.

Die Stiftung Schloss Dyck öffnet von 12 bis 18 Uhr die Türen der Schlosskapelle, die sonst nur im Rahmen von heiligen Messe und angemeldeten Führungen zu besichtigen ist. Für interessierte Besucher werden an diesem Sonntag zusätzlich zwei Führungen durch die Schlossanlage und die Kapelle angeboten. Treffpunkt ist an der Kasse, jeweils um 13 und 16 Uhr. An diesem Aktionstag werden die Führungen kostenfrei angeboten. Lediglich der Parkeintritt ist zu entrichten. Öffnungszeiten: Park: 10 bis 18 Uhr, Ausstellungen: 12 bis 18 Uhr, Öffnung der Schlosskapelle sowie Führungen: 13 und 16 Uhr. Tagespreise: Erwachsene: sechs Euro, ermäßigt vier Euro; Kinder von 7 bis 16 Jahren: ein Euro. Kinder unter 7 Jahren haben freien Eintritt.

Grevenbroich beteiligt sich mit vier katholischen Gotteshäusern, einer evangelischen Kirche sowie einem Zisterzienser-Kloster. Im einzelnen handelt es sich um St. Peter und Paul in der Stadtmitte, St. Cyriakus in Neuenhausen; St. Josef in der Südstadt; St. Mariä Himmelfahrt in Gustorf; die Evangelische Pfarrkirche in Wevelinghoven und das Kloster Langwaden. Die historische Bandbreite reicht vom 17. Jahrhundert (ev. Pfarrkirche Wevelinghoven, 1685) bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts (St. Josef, Südstadt, 1957). Die offizielle Eröffnung des Tages wird im Kloster Langwaden im Anschluss an das Hochamt stattfinden, das um 10.30 Uhr im Klosterinnenhof beginnt.

Insgesamt zwölf Gotteshäuser und dazu der jüdische Friedhof sowie die Wegekreuze in Zons sind im Stadtgebiet zu besichtigen. Um 11.30 Uhr eröffnet der städtische Denkmalschutzbeauftragte, Jürgen Reith, die Veranstaltung zusammen mit Pater Hermann-Josef Reetz in der ehemaligen Bibliothek des Klosters Knechtsteden. Die musikalische Begleitung übernimmt das Renaissance-Ensemble "Musique de Joye" der städtischen Musikschule. Die Bibliothek ist von der Klosterbasilika aus durch den Kreuzgang zu erreichen. Das Gotteshaus hat an dem Tag durchgehend geöffnet. Um 15 Uhr startet dort eine einstündige Führung. Weitere Stationen sind die folgenden Gotteshäuser: St. Michael, Dormagen: 12 bis 17 Uhr; St. Aloysius Stürzelberg: 11 bis 18 Uhr; St. Katharina Hackenbroich: 10.30 bis 11.30 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr. Führungen: 11 Uhr für Kinder und 15 Uhr für Erwachsene; St. Pankratius, Nievenheim: 10 bis 18 Uhr. Führungen: 14 Uhr, 15 Uhr speziell für Familien mit Kindern; St. Martinus, Zons: 12 bis 17 Uhr; Kapelle des Raphaelshauses, Krefelder Straße 122: 10 bis 18 Uhr; Pfarrkirche Zur Heiligen Familie Horrem: 12 bis 17 Uhr; St. Gabriel, Delrath: 11 bis 17 Uhr; St. Agatha Straberg: 13 bis 17 Uhr. St. Odilia, Gohr: 11 bis 18 Uhr. Führungen: 11 und 14 Uhr. Dreifaltigkeitskapelle in Zons am Rheintor: 12 bis 17 Uhr. Der einstündige Rundgang zu den Wegekreuzen in Zons beginnt um 15 Uhr am Rheintor. Zum Abschluss werden die Teilnehmer durch die Dreifaltigkeitskapelle geführt. Der jüdische Friedhof in Zons (hinter dem Sportzentrum) ist von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Führungen werden dort nach Bedarf angeboten.

Von 14 bis 18 Uhr ist die Kirche St. Dionysius, Hochstraße, in Kleinenbroich zur Besichtigung geöffnet. In dieser Zeit finden Führungen statt. Ausgestellt ist unter anderem eine über 200 Jahre alte Marienfigur, die in 220 Stunden Arbeit restauriert wurde. Ansprechpartner für dieses Denkmal ist Martin Coersten, Telefon 2 0 21 51/67 02 33. Eine weitere Einrichtung, die Kapelle der "Mutter vom guten Rat", Pescher Straße 2, in Korschenbroich, kann am "Tag des offenen Denkmals" ebenfalls von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden. Gleichzeitig ist die St. Marien-Kirche geöffnet. Fast ausschließlich in Eigenleistung erbauten die Pescher in den 50er Jahren ihre Kirche. Jedes der eingesetzten Kirchenfenster ist individuell gestaltet. Zudem kann die neue Seifert-Orgel besichtigt werden. Kontaktperson vor Ort ist Hannelore Thomas, Telefon 2 0 21 61/64 07 63 oder 61 32 35. Außerdem kann Schloss Myllendonk besichtigt werden, eine dreiteilige Schlossanlage mit dreiflügeliger Vorburg, Torbau und auf einer künstlichen Anhöhe gelegenem Schloss. Seit Mitte des 12. Jh. bezeugt, An- und Umbauten vom 14. bis 17. Jahrhundert. Das Schloss ist nur zu den Führungen um 11 und 14 Uhr geöffnet, die von der Eigentümerin Freiin von Wüllenweber, durchgeführt werden. Achtung: Parkmöglichkeiten sind nicht vorhanden.

In Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Kaarst führt die Fördergemeinschaft BraunsMühle den Mahlbetrieb vor und zeigt, die vorindustrielle Mehlproduktion. In der Windmühle finden laufend Führungen statt. Die Führer erläutern den technischen Betrieb der Mühle und geben Auskunft über die Geschichte der Mühle, die im vergangenen Sommer ihr 250-jähriges Bestehen feierte. Im halbstündlichen Wechsel werden Videovorführungen über das Tagwerk eines Müllers und über die Bauarbeiten an der Mühle gezeigt. Im Erdgeschoss wird die Ausstellung "Der Niederrhein, Land der Mühlen" präsentiert, eine Dauerleihgabe des Rheinischen Mühlenverbandes.

Der Tuppenhof trägt dem diesjährigen Motto besonders Rechnung, indem um 15 Uhr ein Vortrag von Reinhold Mohr "Kirche, Klerus, fromme Stiftungen am Beispiel von drei Testamenten des 17. Jahrhunderts in Büttgen" auf dem Programm steht. Außerdem werden laufend Führungen sowohl durch das Museum als auch durch die ständige Ausstellung angeboten. Ferner wartet der Naturschutz-Bund (NABU) im historischen Bauerngarten mit einem besonderen Programm zum Thema "heimische Schmetterlinge und deren Futterpflanzen" und mit Informationen zum neuen Projektschwerpunkt "Eulen" auf.

Außerdem gibt es die seltene Gelegenheit, die Kirche Alt-St. Martinus zu besichtigen, die abgesehen von einer wöchentlichen Messe, Hochzeiten, Beerdigungsgottesdiensten, Goldhochzeiten, Jugendmessen oder Taufen, nicht der Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die romanische Kirche ist sowohl alt als auch neu zugleich. Die Kirche war bis zum Bau des neuen Gotteshauses "St. Martinus" im Jahr 1957 die Pfarrkirche von Kaarst. Nach zahlreichen Überlegungen, was mit der alten Kirche geschehen solle, wurde 1960 in Verhandlungen mit dem Landeskonservator und dem Bauamt der Erzdiözese Köln beschlossen, die Kirche von allen späteren Erweiterungen zu befreien und sie in den ursprünglichen Zustand des 11. Jahrhunderts zu versetzen. 1963 begannen die Arbeiten. Weihnachten 1968 waren Kirche und Turm ausgebaut. Während der Öffnungszeit von elf bis 18 Uhr wird eine Person aus der Kirchengemeinde vor Ort sein. Der Eintritt ist frei. Wer sich für die Besonderheiten dieses Bauwerkes interessiert, hat die Gelegenheit, einen Kirchenführer zu erwerben.

Die Aktionsgemeinschaft "Rettet Haus Meer" beteiligt sich zum dritten Mal am Denkmaltag und wird das Gelände Haus Meer in Büderich der Öffentlichkeit von 10 bis 17 Uhr zugänglich machen. Zu besichtigen sind die Ruinen und Reste des ehemaligen Praemonstratenserinnen-Klosters aus dem 12. Jahrhundert und der englischer Landschaftspark, der von Joseph Clemens Weye im 19. Jahrhundert gestaltet wurde. Führungen um 11.30 und 14.30 Uhr durch Mareike Janek, Elisabeth Janssen, Reinhard Lutum. Um 10.30 Uhr wird ein ökumenischer Gottesdienst unter freiem Himmel zelebriert, während der Messe spielt das Klarinettenensemble von Walter Jordans.

Ein ganz besonderer Ort wird auch die Kapelle St. Pankratius im Ortsteil Ossum sein. Gerade wurden hier die Restaurierungsarbeiten am ältesten Bauteil, dem romanischen Mittelteil fertig gestellt. Die Innenrenovierung ist durch die Aufstellung von neuem Altar und neuem Ambos weitestgehend abgeschlossen. So sind die rheinische Kirchenbaukunst des Mittelalters und der aktuelle Stand der Restaurierungstechnik erlebbar. Die Originalsubstanz konnte weitgehend erhalten bleiben. Von 13 bis 15 Uhr wird der Restaurator Dietmar Krauthäuser Kapelle und Restaurierungstechniken in einer Führung vorstellen.