Opferschutz in Meerbusch und im Rhein-Kreis Neuss Weißer Ring fordert Fußfesseln für Täter

Meerbusch · Frauen seien in Deutschland nicht ausreichend vor gewalttätigen Männern geschützt, kritisiert der Opferschutz-Verein Weißer Ring.

Das spanische Modell setzt auf eine elektronische Fußfessel, die der Täter tragen muss.

Foto: dpa/Andreas Arnold

(sug) Alle drei Minuten wird in Deutschland eine Frau Opfer häuslicher Gewalt. 360 Frauen und Mädchen wurden 2023 getötet, zitiert der Opferschutz-Verein Weißer Ring Statistiken. Und er findet sie erschreckend. Dass es anders gehe, zeige das spanische Modell. Während die Opferzahl in Deutschland inakzeptabel hoch sei, liege sie in Spanien bei null. Denn dort würden Frauen und Mädchen besser geschützt.

Kernelement des spanischen Modells sei eine Fußfessel für Gefährder, die der Polizei die Möglichkeit gebe, unverzüglich einzugreifen, sobald gegen ein Kontakt- und Annährungsverbot verstoßen werde. Während der Täter die elektronische Fußfessel trägt, erhält das Opfer eine GPS-Einheit, durch die es gewarnt wird, wenn der Gefährder in die Nähe kommt. In einigen Teilen Deutschlands, unter anderem in Sachsen, wurde das Modell bereits eingeführt.

„Die Maßnahme wirkt und schützt Leben“, sagt der Weiße Ring im Rhein-Kreis Neuss. Informationen über das spanische Modell gibt es bei einem Treffen am Mittwoch, 19. Februar, ab 18 Uhr in Neuss, im Weißen Haus an der Michaelstraße 65. Interessenten seien willkommen.

Der Verein informiert an dem Abend auch insgesamt über seine Arbeit. Aus Gründen der Vertraulichkeit könnten jedoch keine konkreten Fälle besprochen werden, heißt es in der Ankündigung. Betroffene von Straftaten – von Enkeltrick über Einbruch bis hin zu Gewalt – hätten jedoch die Möglichkeit, mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Weißen Rings einen persönlichen Termin zu vereinbaren.

Das Opfertelefon des Vereins ist an sieben Tagen pro Woche von 7 bis 22 Uhr unter 116 006 erreichbar. „Auf Wunsch werden Kontakte streng anonym behandelt“, versichern die Mitarbeiter, die für ihre Tätigkeit eigens fortgebildet werden.

Einer von ihnen ist der Meerbuscher Herbert Einsiedler. „Jeder kann Opfer werden“, sagt der Rentner, der seit zwei Jahren im Weißen Ring im Rhein-Kreis im Einsatz ist. Mit der Anzeige bei der Polizei sei es für Betroffene von Straftaten oft nicht getan. Der Verein organisiere bei Bedarf Hilfsangebote, unter anderem eine Rechtsberatung oder finanzielle Unterstützung, falls jemand zum Beispiel durch Betrüger um seine Ersparnisse gebracht wurde.

(sug)