Bauplanung in Neuss: Die Stadt sucht „private Partner“

Die Gestaltung des früheren Busbahnhofs wird für private Bauträger ausgeschrieben.

<strong>Neuss. Erbittert wurde in der Stadtpolitik um einen Neubau für Volkshochschule und Musikschule gerungen; erbittert - und lange. Nachdem mit dem früheren Busbahnhof ein Standort feststand, kommt jetzt auch das noch ziemlich ungewöhnliche Verfahren zur Realisierung dieses Komplexes in Gang: Der Neubau an dieser städtebaulich so exponierten Lage wird als PPP-Projekt umgesetzt. "Public Private Partnership": Die Partnerschaft von privatwirtschaftlicher und öffentlicher Seite ist zwar kein neues Modell mehr, in Neuss aber bisher nur beim Bau der Internationalen Schule zum Tragen gekommen.

Die Stadt mietet das Gebäude für 20 Jahre

Im Kern geht es darum, einem Kreis von Bauträgern, aus denen dann der Gewinner der Ausschreibung ausgewählt wird, schon bei der Planung viel Freiraum zu geben. Dieser "private Partner" plant und baut auf eigene Kosten, die Stadt als öffentlicher Partner des Geschäftes mietet auf 20 Jahre zu einem festgelegten Mietzins. Danach wird der Vertrag entweder verlängert - was eher unwahrscheinlich erscheint -, oder die Stadt kauft die Immobilie zu einem vorher festgelegten Restwert.

Der Stadtrat hat sich auf das PPP-Verfahren festgelegt und auch bereits einen Zeitrahmen beschlossen. Der ist knapp bemessen; viel Zeit für langwierige Diskussionen wie in der Vergangenheit bleibt nicht.

Ungewohnt für die Kommunalpolitiker: Die Ausschreibung, deren Entwurf der Rat Ende Februar absegnen muss, lässt den sich beteiligenden Firmen viel Spielraum. 70 Seiten stark ist der Entwurf der Leistungsbeschreibung dennoch. Zahllose Vorgaben zur Funktionalität des Bau sind festgelegt, das reicht vom Schallschutz bis hin zur Beschaffenheit der Türstopper. Wenig aber ist den Architekten auferlegt.

Das Gebäude darf drei bis vier Geschosse hoch und höchstens zu 50Prozent mit transparenten Glasfassaden versehen sein, reflektierende Materialien für die Fassaden sind nicht gestattet. Vorgegeben ist ein Mindestabstand zum Kehlturm, freie Sicht vom Foyer des Rheinischen Landestheaters bis zur Quirinuskuppel ist Pflicht, die römischen Funde dürfen nicht überbaut werden, die Mittelalter-Überreste auf dem Gelände sind in den Neubau zu integrieren.

Ein Rahmen von 16 Millionen Euro ist gesetzt. Beschließt der Rat in zwei Wochen, kann die Ausschreibung im März veröffentlicht werden - europaweit, wie es das Gesetz verlangt.

Stadtkämmerer Frank Gensler, der das Projekt federführend betreut, rechnet mit "einer Handvoll" ernsthafter Bewerber; der Markt sei eher klein. "Beauty Contest" heißt diese erste Auswahl in der Branche; die Stadt lässt sich von der Kanzlei und dem Ingenieurbüro beraten, die schon beim Projekt ISR geholfen haben.