Neuss: Hilfswerke - Transparenz gegen Misstrauen

Spender schrecken zurück: Organisationen aus dem Kreis leiden unter der Unicef-Affäre.

Rhein-Kreis Neuss. "Kommt mein Geld auch wirklich dort an, wo Hilfe benötigt wird?" - diese Frage muss Gerd Farros in den letzten Tagen immer wieder beantworten. Farros vertritt seit 25 Jahren die Kinderhilfsorganisation "Terre des Hommes" in Neuss. Im Zuge der laufenden Diskussionen um Unicef (siehe Kasten) sind auch andere Hilfsorganisationen in Verruf geraten. Hilfswerke im Rhein-Kreis-Neuss leiden darunter, dass Spender befürchten, ihr Geld käme nicht bei den Bedürftigen an.

"Viele sind verunsichert", stellt Farros fest. "Wir folgen weiterhin unserem Prinzip, alle Projekte, die mit Spenden finanziert werden, öffentlich zu machen. Dadurch kann der Spender sein Geld verfolgen. Das gibt ein sicheres Gefühl."

Auch Rainer Strauss verstärkt in diesen Tagen die Öffentlichkeitsarbeit der "Kaarster Nepal Initiative". "Das ist die beste Möglichkeit, die Unsicherheit zu beseitigen." Strauss glaubt, dass sich negative Schlagzeilen um Spendengelder auf alle Hilfsorganisationen auswirken: "Wenn das Vertrauen enttäuscht wird, hinterlässt das Spuren." Oft wird Strauss auf das Thema angesprochen. "Ich spüre, dass Diskussionsbedarf besteht." Zurückgetreten ist aber noch keines seiner Spendenmitglieder.

Wie Farros bietet auch Strauss den Geldgebern an, sich ein bestimmtes Projekt auszusuchen, das sie unterstützen möchten. "Wir halten die Spender auf dem Laufenden, zeigen, was mit dem Geld möglich gemacht wird."

Transparenz gegen Misstrauen. So können auch Klara und Jürgen Trumm die Mitglieder ihrer "Rumänienhilfe Brädeni" halten. "Unsere Spender helfen gerne, weil sie sehen, was wir ermöglichen." Wenn die Dormagenerin Bilder ihrer Aufenthalte in Rumänien zeigt, ist niemand mehr skeptisch. "Wir finden es aber gut, dass man nachfragt und kritisch ist."

Gerd Farros vermutet durchaus schwarze Schafe unter den Hilfsorganisationen. "Nach den Projekten fragen und Informationen fordern" - wenn das uneingeschränkt beantwortet werden kann, könne der Spender relativ sicher sein, dass es sich um eine seriöse Organisation handelt.

Rainer Strauss bezahlt sogar die "Nebenkosten" seiner Organisation aus eigener Tasche: "Flugtickets, Portokosten oder Telefongebühren. Die Spendengelder sollen nur in die Projekte fließen." Bei "Terre des Hommes" sei der Anteil aus Spenden für die Nebenkosten auf vier Prozent festgelegt, sagt Gerd Farros. "Wir sind eine große Organisation und müssen auch einige Arbeitskräfte beschäftigen. Ich finde vier Cent von einem gespendeten Euro dafür aber durchaus legitim. Schließlich wird davon alles organisiert."