Grevenbroich: Aschermittwoch - „Fasten ist mehr als nur Buße“
Eine Kindergartenleiterin, eine evangelische Pfarrerin und ein katholischer Pastor erzählen, wie sie es mit der Fastenzeit halten.
Grevenbroich. Rollmops statt Kamellen: Am Mittwoch ist die Fastenzeit angebrochen. Im Katholischen Kindergarten St. Clemens in Grevenbroich wurden die Luftschlangen und somit jede Erinnerung an die fröhlichen Karnevalstage verbrannt. "Am Veilchendienstag haben die Kinder noch mal richtig viele Süßigkeiten gegessen, das hört jetzt auf", sagt die Leiterin Marliese Rösgen. Am strengen Fasten nehmen Kinder jedoch nicht teil: "Das Mittagessen bekommen sie weiter ganz normal, das brauchen sie ja auch."
Den Kindern wird historischer Hintergrund erklärt
Im Kindergarten wird den Kindern die historische Bedeutung des Fastens erklärt, nämlich, dass die Menschen ihre Vorräte aus der Ente im Herbst langsam aufgebraucht hatten und sich einschränken mussten. "Das kennen die Kinder ja heute gar nicht mehr, wenn die Supermärkte das ganze Jahr über gefüllt sind." Die Kinder akzeptieren und verstehen Rösgen zufolge schnell den Sinn des Fastens. "Die bekommen ja zuhause mit, dass Vater oder Mutter plötzlich aufzuhören zu Rauchen etwa." Im Kindergarten wird auch vermittelt, das Fasten nicht unbedingt der Verzicht auf Essen sein muss. Es könne auch bedeuten, dass man hilfsbereiter sei oder auch mal mit einem Kind spiele, das nicht so beliebt ist.Fasten als Konzentration auf die inneren Ressourcen
Für die evangelische Pfarrerin der Gemeinde Neurath, Petra Reitz, bedeutet die Fastenzeit "eine Konzentration auf die inneren Ressourcen". Was von außen auf den Menschen einstürmt, wie Fernsehen und SMS, will sie aussperren, soweit es ihr dienstlich möglich ist. Als Schülerin und Studentin hat sie streng gefastet, dass sei ihr jedoch als Berufstätige gesundheitlich nicht bekommen. Dafür meditiert sie seit 30 Jahren und bietet auch für die Gemeinde Einkehrtage im Haus der Stille und Meditationen an. Dafür hat sie extra einen Gemeinderaum eingerichtet. Sie ist überzeugt: "Es geht beim Fasten nicht unbedingt darum, aufs Essen zu verzichten, sondern darum, die eigene Wesenswirklichkeit zu finden." Der Pastor der Katholischen Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Winfried Auel, geht die Fastenzeit traditionell an: "Es ist für mich eine bewusste Zeit, an der ich mich neu an der Botschaft Jesu Christi orientiere." Die Tage nach Aschermittwoch seien Tage des Verzichts, wobei es darauf ankäme, das Eingesparte an die Armen weiter zu geben. Man solle sich im Gebet Gedanken machen, um "an die Wurzel des Glaubens zu gelangen".Auel sagt: "Fasten ist mehr als nur Buße und Umkehr." Es müsse auch keine traurige Zeit sein, sondern könne auch fröhlich sein. Ein bisschen Karneval bleibt also auch nach Aschermittwoch.