Dormagen/Ineos-Brand: Viele Fragen, keine Antworten
Bürgerrtreffen: 500 Gäste wurden enttäuscht.
Dormagen/Worringen. Am Tag die schwarze Wolke, nachts die Feuersäule und tags drauf Schaumschwaden: Spektakuläre Szenarien bot der Störfall bei der Chempark-Firma Ineos im März. Noch immer sind die Anwohner aus dem Kölner Stadtteil Worringen durch den Pipeline- und Tankbrand im Chempark verunsichert, ebenso ihre Dormagener Nachbarn. Wie giftig waren Verbrennungs-Gase und Löschschaum? Doch auch zweieinhalb Monate nach der Beinah-Katastrophe halten sich die Ineos-Verantwortlichen bedeckt.
Wieder nichts zu Ursache und Konsequenzen des Brandes zu erfahren, war die größte Enttäuschung, die etwa 500 Gäste des Bürgerforums im Worringer Vereinsheim mit nach Haus nahmen. Dabei hatten sich Vertreter der Stadt, der Bezirksregierung, der Feuerwehr, der Umweltämter und von Ineos den Fragen des Publikums gestellt. Antworten erschöpften sich aber allzu oft in Allgemeinpositionen: "Es waren durch den Unfall Gott sei Dank keine ernsthaft Verletzten zu beklagen, die Anwohner haben sich besonnen verhalten", sagte etwa Ineos-Sprecher Patrick Giefers. Er räumte ein, dass das Unternehmen die "Pflege guter Nachbarschaft zu den Anwohnern in der Vergangenheit vernachlässigt" habe. Hämisches Gelächter aus dem Publikum. "In Zukunft werden wir unser Versäumnis mit der Einrichtung Runder Tische’, zu der wir unter anderem die Städte Köln und Dormagen einladen, wieder wettmachen", versprach Giefers.
"Sie wissen doch etwas über die Ursache!" herrschte Moderator Helmut Frangenberg Ineos-Abteilungsleiter Hans-Jürgen Bister an. Doch der ließ sich nicht aus der Reserve locken: "Solange kein Gutachten vorliegt, gebe ich mich keiner Spekulation hin", sagte er. Die Pipeline gehöre schließlich der Aethylen-Rohrleitungs-Gesellschaft, die ihrerseits Gutachter beauftragt habe. Ineos sei allerdings für die Wartung der Pipeline verantwortlich, räumte Giefers ein.
Er konnte nicht sagen, ob bei der letzten Wartung 2007 geschlampt worden war, auch die Frage sei Teil des Gutachtens. Immerhin: Horst Büther von der Bezirksregierung kann sich vorstellen, dass die Anlage nun nicht mehr nur alle zwei Jahre, sondern jährlich kontrolliert wird. Dass wegen des "Kostendrucks", den Giefers erwähnte, Sicherheitsvorkehrungen vernachlässigt würden, stritt der Ineos-Sprecher ab. "Wir haben der Sportgemeinschaft Worringen rund 600 000 Euro gestrichen, um das Geld auch in Sicherheitsvorkehrungen zu stecken", antwortete er. "Schämt Euch!" skandierten daraufhin ungläubige Bürger.
Der Vorsitzende des Bürgervereins Worringen, Bernd Jansen, wirkte zum Ende der Veranstaltung nicht wirklich zufrieden. "Ich hoffe, dass die Ineos zukünftig auf uns Bürger zukommt und sagt, was da los war", so Jansen.