Dormagen: Körperschmuck im Kreismuseum - Eine Reise von Ost nach West
Im Kreismuseum sind Exponate unter dem Titel „Schönheit und Magie“ zu sehen.
Dormagen. Wann der Mensch zum ersten Mal seinen Körper schmückte, das weiß niemand mit Bestimmtheit. Tatsache ist, dass in jeder Kultur Körperschmuck getragen wird, sei es in Form von Gegenständen wie Metall oder Horn, als Bemalung oder Tätowierung.
Das Kreismuseum Zons widmet sich in einer Ausstellung dem Körperschmuck. Es nimmt den Besucher mit auf eine Reise von Ost nach West, entlang eines Streifens vom Äquator bis zum 40. nördlichen Breitengrad.
Von China und Ozeaninen über Indien bis nach Nordafrika geht die illustre Reise. Dabei trifft man auf kiloschweren Schmuck der Miao aus Südchina, die aus kunstvoll mit Drachen, Spiralen und Ornamenten verziertem Silber sind.
Direkt gegenüber: magische Amulette und Schildpattschmuck aus Ozeanien, der sich durch sein archaisches Aussehen grundlegend von den komplizierten Techniken des Metallschmucks abhebt. Ein silberner Kopfschmuck mit filigranen Blumen und Vogelfiguren auf wippenden Spiralen trifft auf eine Kokosnuss-Schale, die mit einem skelettierten Vogelschädel und Eberhauern als magischer Schmuck diente. Diese spannungsreiche Wechselseitigkeit bewog Museumsleiterin Angelika Riemann zum Titel der Ausstellung "Schönheit und Magie".
Möglich ist diese Ausstellung, weil es der "Schmuck ferner Länder" ist, der Ute Wittich seit drei Jahrzehnten fasziniert. Die Exponate im Kreismuseum entstammen ihrer umfangreichen Sammlung, die in den 70er Jahren in Tunesien ihren Anfang nahm.
Ute Wittich, die als freiberufliche Landschaftsarchitektin in Frankfurt arbeitet, traf bei einem Silberschmied in Südtunesien auf alte Frauen, die ihren Silberschmuck zum Einschmelzen brachten. Um ihre Handwerkskunst vor dem Vergessen zu bewahren, kaufte Ute Wittich die Stücke.
Seitdem bereiste sie einige Länder, um die Erzeugnisse traditionellen Schmuckhandwerks vor dem Verlust zu bewahren, doch alle Länder kann sie nicht besuchen. "Das ist finanziell natürlich nicht machbar", sagt die Sammlerin. Deshalb besucht sie europaweit Märkte, andere Sammler und hat sich ein großes Netz aus Antiquitätenhändlern geschaffen, die die Augen für sie aufhalten.
Die Stücke sind keinesfalls antik - jedenfalls nicht für westliche Begriffe. "Was 30 Jahre alt ist, ist für einen Afrikaner schon uralt, denn dort beginnt man erst, Museen aufzubauen", erzählt Wittich. Die meisten Stücke sind zwischen 30 und 40Jahren alt, doch das ist meist nur geschätzt.
Die Ausstellung ist bis 14. September im Kreismuseum Zons zu sehen. Als Begleitbuch erschien ein Katalog, der für 20 Euro erworben werden kann.