Kaarst: Keine dritte Eingangsklasse in der Astrid-Lindgren-Schule
Der Stadtrat lehnt in geheimer Abstimmung den Antrag der Astrid-Lindgren-Schule ab. 59 plus X werden auf zwei Klassen verteilt.
Kaarst. "Ich bin schockiert und fassungslos. Und den anderen Eltern geht es genauso", sagt Anne Schubert. Ihre Tochter wird am 11. August an der Astrid-Lindgren-Schule in Holzbüttgen eingeschult. Sie ist eine von 59 Erstklässlern, die auf zwei Klassen verteilt wird.
Hinzu kommen noch zwei Wiederholer. "Aber die zählen laut Bezirksregierung nicht", sagt Schuldezernent Heinz-Dieter Vogt. Auch neu zugezogene Kinder werden nicht berücksichtigt.
Seit über zehn Jahren bietet die Schule integrativen Unterricht an: Kinder mit und ohne Behinderung werden gemeinsam unterrichtet. Drei Eltern hatten ihre Kinder mit Behinderung angemeldet. Derzeit prüft das KreisSchulamt deren Eignung, am gemeinsamen Unterricht überhaupt teilnehmen zu können. Damit über 60 Schüler aufgenommen werden können, hatte Schulleiterin Ursula Nolten eine dritte Eingangsklasse beantragt.
Im Schulausschuss wurde der bereits mehrheitlich abgelehnt, der Rat entschied ebenso: In geheimer Abstimmung votierten die Abgeordneten mit 23 Ja- zu 13-Nein-Stimmen. Vier CDU-Ratsmitglieder nahmen gar nicht an dem Votum teil.
Für Bürgermeister Franz-Josef Moormann ging es bei dieser Entscheidung auch um die Schuldiskussion im Ortsteil Kaarst. "Ist es wirklich ein Ausweg, der Astrid-Lindgren-Schule die Drei-Zügigkeit zu ermöglichen, wenn die Folge ist, die Albert-Schweitzer-Schule zu schwächen, weil dort dann eine Lehrerin abgezogen wird?", sagte Moormann. Denn, wie berichtet, läuft derzeit ein Mediationsverfahren mit dem Ziel einen Schulstandort im Ortsteil Kaarst zu schließen.
"Die Stadt greift mit der Entscheidung über die Zügigkeit einer Schule in die Personalpolitik des Landes ein. Als Planungsinstrument benötigen wir den Schulentwicklungsplan, in dem die Zügigkeit der Schulen festgelegt ist. Wir verlieren an Glaubwürdigkeit, wenn den nach Belieben ändern", erläutert der CDU-Fraktionsvorsitzende Norbert Kallen.
Es sei völlig kontraproduktiv, die Situation an einer anderen Schule zu verschlechtern, meinte Wolfgang Reuter für die SPD. Hanno Wilsch (FDP) argumentierte: Es gelte das Wohl aller Kinder zu berücksichtigen.
Grüne und UWG plädierten hingegen für eine dritte Eingangsklasse: "Andere Schulen sind auf den integrativen Unterricht nicht vorbereitet. Wie soll das funktionieren?", fragte Robert Begerau (Grüne), Vorsitzender des Schulausschusses, und äußerte rechtliche Bedenken. Norbert Drüeke (UWG): "Gerade die Kinder mit Handicap werden benachteiligt."
Laut Schuldezernent Vogt sollen die Schüler mit Handicap jetzt an der Grundschule Römerstraße untergebracht werden. "Bisher hat die Schule noch keine Erfahrung mit integrativem Unterricht. Die Schulleiterin war aber Lehrerin an der Astrid-Lindgren-Schule", sagte Vogt.