Einzelhandel in Neuss: Ruck für die Innenstadt?

Städteplaner: Die City hat Chancen – wenn denn gehandelt wird.

Neuss. Die Neusser Innenstadt hat im Vergleich zu konkurrierenden Zentren an Bedeutung verloren. Und durch den Umbau des Huma-Centers zu einem leistungsstarken Einkaufspark wird sich der Wettbewerb weiter verschärfen.

Zwei Erkenntnisse der von dem renommierten Kölner Stadtplanungsbüro Dr. Paul G. Jansen im Auftrag der Stadt erstellten Studie für ein Einzelhandelskonzept. Eindringlich stellten gestern die Mitarbeiter Geschäftsleuten und Immobilieneigentümern, Politikern, Freiberuflern und Gewerbetreibenden den Stand der Dinge dar.

322 Einzelhandelsbetriebe gibt es in der Innenstadt, drei Viertel von ihnen auf einer Fläche von weniger als 120 Quadratmetern; zehn Betriebe nehmen dagegen die Hälfte der gesamten Verkaufsfläche ein.

Die Mieten, so erläuterte es Paul Jansen, seien keinesfalls real gestiegen, die Tendenz sei rückläufig - und das werde sich nach dem Start des neuen Einkaufscenters noch verstärken. Filialisierung, verschärfte Konkurrenz und dazu ein Verbraucher, der immer schwerer berechenbar werde: "Morgens bei Aldi, nachmittags auf der Kö": Damit müsse sich der Handel auseinandersetzen.

Doch die Stadt, so konstatierten die Städteplaner, könne auch mit einigen Pfunden wuchern. Gute Erreichbarkeit für Individualverkehr wie den ÖPNV, kompakter, überschaubarer Bereich, attraktive Gastronomie und vor allem: ein historisches Flair, das allerdings noch viel stärker herausgestellt werden müsste.

Damit war Jansen bei einem entscheidenden Punkt. "Die Stadt muss auf die ihr eigenen Stärken setzen." Die Innenstadt sei eben keine reine Einkaufs-Szenerie, sondern biete soziale Infrastruktur und Gastronomie, Ärzte, Kirchen, Kultur, Wohnraum. "Wir glauben, dass die Innenstadt Chancen hat", lautete das Fazit des Städteplaners.

Ohne Anstrengungen werden diese Chancen aber wohl nicht genutzt werden können: "Es ist zwingend erforderlich, dass ein Ruck durch die Innenstadt geht", so Paul Janssen am Morgen. Der Workshop diente vor allem dazu, bei den Innenstadtakteure ein Gefühl für das gemeinsame Handeln zu schärfen. Das sei wohl gelungen, meinte der Experte am frühen Abend. Nun müssten darauf Aktivitäten folgen.

Das Einzelhandelskonzept soll Sommer vorgestellt werden.