Dormagen: Regeln und Anerkennung im Raphaelshaus
Erfolgsmodell: Familienminister Armin Laschet besuchte am Montag die Kurt-Hahn-Gruppe für schwer erziehbare Jugendliche.
Dormagen. 13 Jahre alt war Andreas, als er von zuhause in die Kurt-Hahn-Gruppe im Raphaelshaus zog. "Er war sehr aggressiv, auch seine Eltern hatten keine Chance gegen ihn", erzählt sein damaliger Betreuer Björn Hoff. Jugendlichen wie Andreas mit schwerwiegenden Problemen, die sich in Gewalt und dissozialem Verhalten zeigen, soll die Kurt-Hahn-Gruppe in einem zweijährigen Aufenthalt die Chance bieten, in die Gesellschaft integriert zu werden.
Seit 2001 leben sieben Jungen zwischen zwölf und 14 Jahren auf dem Gelände des Raphaelshauses. "Die Jugendlichen müssen lernen, dass etwas geleistet werden muss, wenn sie etwas bekommen möchten", sagt Hans Scholten, Direktor der Einrichtung. Deshalb werden die Jungen anhand einer Beurteilungsskala täglich bewertet.
Freizeit, Ausgang sowie Taschengeldauszahlungen müssen sich die Jugendlichen "verdienen". Bewertet werden Faktoren wie Leistungen, Höflichkeit und Teamfähigkeit. "Das geschieht in einer Selbst- und anschließenden Gruppenreflexion. Das ermöglicht den Jugendlichen, ihr Verhalten zu überdenken."
Der bis 2007 in der Kurt-Hahn-Gruppe lebende Andreas merkte schnell, dass er mit seinem bisherigen Benehmen nicht weiter kam: "Er hat er sich dann gut eingegliedert, hat zuletzt sogar bei einem Fluthilfeeinsatz in Oberstdorf mit angepackt." Erfolgserlebnisse wie diese seien besonders wichtig, weil sie das Selbstbewusstsein stärken.
Gestern machte sich auch Familienminister Armin Laschet ein Bild vom "Erfolgsmodell Raphaelshaus". Sein Urteil war positiv: "Hier werden die Jugendlichen ernst genommen. Paragraphen allein reichen zur Sozialisierung nicht aus."
Auch Bundestagsabgeordneter Hermann Gröhe (CDU), selbst Vater von vier Kindern, zeigte sich beeindruckt: "Regeln, Wertschätzung und Zuneigung gehören immer zusammen. Das habe ich hier gelernt." Auf den heute 16-jährigen Andreas ist Betreuer Björn Hoff besonders stolz: "Er macht gerade seinen Hauptschulabschluss nach und hat sich toll entwickelt."
Das Raphaelshaus ist ein Jugendhilfezentrum mit über 240 Betreuungsplätzen in ambulanten, teilstationären und stationären Angeboten.