Neuss: 10.000 Fans an der Strecke des Sommernachtslauf

Die neue Strecke beim 26. Sommernachtslauf um den Hamtorplatz hatte auch ihre Vorteile.

Neuss. Eilig schiebt Sandra Bongards ihren Sohn Lennard im Kinderwagen durch die Büttger Straße. Die am Wagen befestigte Flagge mit der liebevollen Botschaft "Lauf Papa, lauf!" flattert im Fahrtwind. "Eine Überraschung für meinen Mann", erklärt Bongards. Die Starthilfe zu Beginn des Jedermannlaufs erzielte ihre Wirkung: "Dirk hat sich riesig gefreut. Jetzt wollen wir ihn beim Zieleinlauf anfeuern."

Der Ansporn der 10.000 Besucher, die am Samstag rund um den Hamtorplatz zum 26. Sommernachtslauf zusammenkamen, tut gut, meint auch die 15-jährige Miriam Hofmann-Verhau, Siegerin des "Holiday Inn-Laufs": "Es rufen ja sogar Leute, die man gar nicht kennt.

Das hilft sehr, vor allem, wenn einem die Luft ausgeht." Einige Sportler haben für diesen Fall Abhilfe dabei: Sie tragen Wasserflaschen am Körper oder konzentrieren sich auf die Musik aus ihren Kopfhörern. Eine Läuferin trägt sogar einen mit Schokoladenriegeln bepackten Gürtel.

Thomas Beßel hingegen geht freiwillig mit einem zusätzlichen Gewicht von zehn Kilo an den Start: Damit er in seinem gepolsterten American Football-Shirt und dem dazugehörigen Helm ins Ziel kommt, hat er fleißig trainiert. "Gar nicht so leicht, aber ich fand, es sei eine gute Idee, hier auf unseren Verein aufmerksam zu machen", sagt der Spieler der Neuss Frogs.

Rund um die 1,7 Kilometer lange Strecke drücken sich die Zuschauer an die Absperrungen und feuern die insgesamt 3.500 Läufer lauthals und klatschend an. Irene Nevenich ist ganz angetan von der Stimmung: "Hier ist richtig viel los, es gibt tolle Musik und die Zuschauer sind gut gelaunt." Ihr Mann Friedhelm und sie hätten zwar Sorge gehabt, ob die neue Strecke auch wirklich gut sei. "Aber nun finde ich sie sogar besser. Hier gibt es mehr zu sehen, und es ist nicht so eng wie auf dem Markt."

Auch Klaus Ehren, Geschäftsführer der ausrichtenden Turngemeinschaft (TG) Neuss, ist zufrieden mit der Ausweichroute, die wegen der Bauarbeiten gewählt werden musste: "Ich könnte mir vorstellen, dass wir das beibehalten." Eine Verbindung vom Markt zum Hamtorplatz sei aber auch denkbar.

Dass die alljährliche Sportveranstaltung ankommt, ist für den mehrfachen Olympiamedaillenträger Dieter Baumann kein Wunder: "Neuss ist einfach ein tolles Laufrevier." Deshalb sagte er auch sofort zu, als er vom Mitveranstalter Asics zum "Lauf der Asse" geladen wurde.

"Diesen Klassiker wollte ich mir nicht entgehen lassen. Auch wenn ich mir keine großen Chancen ausrechne, weil hier besonders viele Top-Athleten starten." Der Grund? "Erstmals laufen keine Afrikaner mit. Viele Spitzensportler fühlen sich nun motiviert, auf die ersten Plätze zu kommen." Auch in Zukunft wollen die Veranstalter die neue Regelung beibehalten, meint Klaus Ehren.

Einzig Alessandro Falcone ist nach dem Sommernachtslauf ein bisschen traurig: Der siebenjährige Gewinner des Mini-Marathons verpasste ausgerechnet die Siegerehrung. "Trotzdem sind wir nächstes Jahr wieder dabei", sagt seine Mutter Elke. "Es war ein toller Tag."