Doch Schlämmers Auftritt währt nur kurz. Er quatscht einige Passanten an, immer verfolgt von den Kameras. Schnell werden es mehr, als dem Aufnahmeteam lieb ist. Zuschauer, die ihre Handys zücken, um damit Bilder zu machen, werden freundlich gebeten, sie wieder wegzustecken. Schlämmer, alias Hape Kerkeling, bringt derweil einige Werbegeschenke seiner Partei unters Volk: T-Shirts, Schirmmützen und Fähnchen in unbestimmbarem Hellbraun-Beige.

Nach einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei: Der Bürgermeister wartet im Rathaus auf den "bekanntesten Sohn der Stadt". Horst Schlämmer trägt sich wie einst Angela Merkel in das Goldene Buch der Stadt ein. Oder wie er es ausdrückt: Er setzt seinen Karl-Hermann in den Goldenen Gral. " Ich bin innerlich, aber auch äußerlich bewegt", röchelt er in seiner Schnappatmungs-Manier.

Und dann gibt der stellvertretender Chefredakteur des Grevenbroicher Tageblatts ein Versprechen ab: "Euer Horst wird Bundeskanzler!" Er werde der erste und wahrscheinlich letzte Kanzler aus Grevenbroich, denn "euer Horst ist ein Macher!"

Bürgermeister Axel J. Prümm zeigt sich begeistert: "Erst Bundeskanzler, dann Ehrenbürger." Doch darüber werde die Politik entscheiden. Für Horst Schlämmer ist dennoch klar: "Grevenbroich hat nicht nur einen Platz in meinem Herzen, sondern auch in meinem Rücken."

Auch zum Wahlprogramm der HSP gibt Schlämmer Auskunft: "Es ist Wahlkampf. Deshalb müsste es sein, etwas mehr von weniger, deshalb treten wir an." Und dann mit Blick auf Prümm: "Das war doch verständlich, oder?"

Kurz bevor Kerkeling zum nächsten geheimen Drehort fährt, spricht er ein weiteres Versprechen aus: "Bevor ich Bundeskanzler werden, lasse ich mir auch die Zähne machen." Und dann verschwindet er wieder, umweht von einem Hauch von Doornkaat. Und dort, wo eben noch Horst Schlämmer zwischen dem Wahlwerbestand der CDU und dem der Linken stand, klafft ein großes leeres Loch.