Grevenbroich: Wie Wundertüten fachgerecht verpackt werden
Unternehmen: Die Werkstatt für Behinderte Hemmerden arbeitet seit zehn Jahren an ihrer Qualität.
Grevenbroich. In der Heißmangel-abteilung der Werkstatt für behinderte Menschen (WFB) in Hemmerden geht alles genau nach Plan: Die Wäsche wird vom Kunden entgegen genommen, mit einem farbigen Zettel versehen und angefeuchtet. Mit klaren Vorgaben wie dieser soll sicher- gestellt werden, dass jeder Mitarbeiter trotz Behinderung genau weiß, was zu tun ist. Arbeitsabläufe sind ein Detail des Qualitätsmanagementsystems, das jetzt seit zehn Jahren in der Grevenbroicher GmbH eingesetzt wird. Einmal im Jahr kontrolliert Manfred Scholz, ob die internationale Norm eingehalten wird. Er mahnt, wenn im Medizinschrank eine falsche Pillendose steht, ein explosives Desinfektionsspray verwendet wird oder wenn Sensoren an einer Fluchttür staubig sind.
"Arbeits- und Gesundheitsschutz werden oft vernachlässigt", sagt Günter Reinartz, der für die praktische Umsetzung zuständig ist. Er sorgt dafür, dass etwa Unebenheiten im Boden sofort beseitigt werden.
"Das Besondere ist, dass wir neben den industriellen Kunden auch unsere behinderten Mitarbeiter haben", sagt Geschäftsführer Wilfried Moll. Deshalb befragt die WFB alle vier Jahre ihre Mitarbeiter. Als Konsequenzen wurden zum Beispiel Trennwände in der Abteilung Verpackung & Montage gezogen. Die Menschen, die dort im Jahr 1,3 Millionen Wundertüten mit Micky-Maus-Heften packen, hatten sich über Lärm beschwert. Die nächste Befragung steht im Februar an.
Wilfried Moll plant eine Reihe von Projekten, um die Qualität noch weiter zu steigern: Die Buchbinderei soll in eine neue Betriebsstätte im Gewerbegebiet Ost ausgegliedert werden, die ausschließlich psychisch Kranke beschäftigt. Bisher arbeiten sie in Gruppen mit geistig Behinderten zusammen. "Untersuchungen zeigen, dass die Leistungsbereitschaft in eigenen Gruppen erhöht wird", sagt Moll. Er wartet nur noch auf die Zustimmung der Kostenträger.
Zudem soll das Bezahlsystem für Mitarbeiter reformiert werden: Bisher verdient jeder durchschnittlich 190 Euro netto im Monat. Künftig sollen vor allem Jüngere, die mehr leisten, auch mehr verdienen.