Jahresprogramm: Erstmals Picasso-Schau in Neuss

Das Clemens-Sels-Museum zeigt Mittelalter und japanische Holzschnitte, Picasso-Grafik und spirituelle Malerei.

Neuss. Bronzezeit und Portraitdarstellungen, klassische Moderne und das Christkind lockten neben der ständigen Ausstellung die Besucher im vergangenen Jahr in Scharen ins Clemens-Sels-Museum. Mit gut 28 000 Kunstfreunden verzeichnete das Haus am Obertor einen Zuwachs von fast 10 Prozent. Eine hohe Messlatte für das Museumsjahr 2008: Das Team um Museumsdirektorin Gisela Götte, das Kunst, Volkskunde und Archäologie zusammenführt, präsentiert nun wieder ein facettenreiches Programm. Highlight ist ohne Zweifel eine Picasso-Schau mit mehr als 100 Druckgrafiken.

Japanische Holzschnitte von hohem ästhetischen Reiz

Einen "Augenschmaus" verspricht Gisela Götte gleich mit der ersten Ausstellung des Jahres. Am 2.März wird die Schau "Szenen aus der fließenden Welt" mit Meisterwerken des japanischen Farbholzschnitts gezeigt. Die etwa 100 Werke aus der Graphischen Sammlung der Universität Trier beinhalten Ukiyo-Bilder: Szenen aus dem Theater, weibliche Schönheiten ("Eine Frau schlägt eine Katze") oder Landschaften. Eine Verbindung zum Neusser Haus ist auch gegeben: Der ästhetische Reiz dieser Holzschnitte beeinflusste stark die französischen Künstler wie etwa den im Clemens-Sels-Museum stark vertretenen Nabis Bonnard.

Eintauchen in das mittelalterliche Neuss

Eine neue Form der Ausstellung erprobt das Museum im Juni/August. "Expedition Mittelalter" heißt es dann, wenn sich die zweite Etage in eine Bühne für das spätmittelalterliche Neuss wandelt - jenseits der zahlreichen Klischees, die auf immer mehr Festen und Feiern bedient werden. Durch eine Zeitschleuse gelangen die Kinder, ausgerüstet mit einem Reisetagebuch, in die Inszenierung des alten Neuss, können ausprobieren, erkunden, erforschen. Da gilt es zum Beispiel, im Hafen als Sackträger einen Kahn zu entladen, auf dem Markt mit alten Maßen und Münzen umzugehen, im Kaufmannshaus Gewürze zu erraten. "Neuss als Food City", sagt dazu der Volkskundler Thomas Ludewig, "reicht nachweisbar bis ins Mittelalter zurück." Ums Mittelalter geht es auch in der seit 2001 bestehenden Dauerausstellung im Obertor. Die wird nun grundlegend überarbeitet und durch neue Erkenntnisse aus Ausgrabungen aktualisiert. Ab 26.Oktober ist sie zu sehen - Vorgriff auf das Jubiläumsjahr 2009, wenn sich die Grundsteinlegung des Quirinus-Münsters zum 800.Mal jährt.

Erneuerer der religiösen Glasmalerei

Dem weitgehend unbekannten, dennoch in seinem Metier bedeutenden Künstler Wilhelm Teuwen ist zu dessen 100.Geburtstag die Ausstellung "Spirituelle Welten" gewidmet. Der 1967 gestorbene Campendonk-Schüler gilt heute als Erneuerer der religiösen Glasmalerei. Gezeigt werden auch Zeichnungen und Druckgrafiken. Ergänzt wird die Ausstellung (ab 21.September) durch eine Foto-Schau von Sakralbauten des 20.Jahrhunderts an Rhein und Ruhr.

Das Selbstverständnis des Künstlers

Letztes und bedeutendstes Projekt des Jahres ist die Picasso-Ausstellung "Kreativität und Schaffensdrang". 100Grafiken zeigen die Auseinandersetzung des Genies mit seinem künstlerischen Selbstverständnis - und das über eine Zeitspanne von den 20er bis in die späten 60er Jahre. Belegt wird, wie Picasso "sich selbst in den Blick nahm", so Kuratorin Uta Husmeier-Schirlitz. Ergänzend präsentiert das Museum teils unveröffentlichte Fotos berühmter, mit dem Künstler befreundeter Fotografen. Ein hochwertiger Katalog wird erarbeitet.

www.clemens-sels-museum.de