Kaarst. 23 Stunden harte Löscharbeit erforderte der Hallenbrand auf dem Gelände der ehemaligen Düngemittelfabrik. Das Gebäude brannte komplett nieder. "Da war nichts mehr zu retten", sagen noch heute Einsatzkräfte, die im Mai 2000 dabei waren.
Doch das Leben bei der Freiwilligen Feuerwehr hat auch seine schönen Momente. Wenn etwa der dienstälteste Kamerad Heinz Caris (85) ein Feuerwehrhorn aus dem Jahr 1827 vor der Verschrottung rettet und es als Zier für die neue Feuerwehrwache spendet, dann geht bei den Löschzügen Kaarst und Büttgen die Sonne auf.
"100 Jahre und noch mehr für die Kaarster Feuerwehr" heißt das Buch, das derart Leid und Freud des Brandschutzlebens dokumentiert. Der 240 Seiten starke Schmöker war aber nur eine Attraktion, die die Blauröcke bei ihrer zweitägigen Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen auf dem Schützenplatz präsentierten.
Ebenso weihten sie am Wochenende ihre neue Standarte ein: Erstmals vereint sie die beiden Löschzüge auf Stoff. Lang hat es gedauert, bis sich alle Beteiligten nach der Gebietsreform 1975 an die Einheit der bis dato selbstständigen Feuerwehren gewöhnt hatten. "Heute sind wir ein Herz und eine Seele", bekräftigt Stadtbrandmeister Herbert Palmen.
Einig waren sich auch die Gäste des offiziellen Festaktes in ihren Lobeshymnen. "Feuerwehr ist nicht mehr gleich Feuerwehr", meint Bürgermeister Franz-Josef Moormann.
Er ist stolz, dass die Truppe über Fachberater in den Bereichen Chemie, Medizin, Seelsorge und Strahlenschutz verfügt. "Die Aufgaben wandeln sich stetig, gerade hinsichtlich öffentlicher Notstände und Unglücksfällen.
Die Freiwillige Feuerwehr bildet sich in ihrer Freizeit weiter. Damit wird sie zum Leitbild", sagte Moormann. Landrat Dieter Patt hob das Engagement der sieben Frauen unter den 105 Aktiven heraus: "Danke, dass sie sich für dieses unverzichtbare Ehrenamt zur Verfügung stellen."
Er fühle sich immer sicher, wenn er beim Joggen den "roten Bulli" sehe: "Dann weiß ich, es kann mir nichts passieren."
Damit das so bleibt, wurden verdiente Wehrleute geehrt. Aus Kaarst: Löschzugführer Horst Berger und sein Stellvertreter Norbert Fassbinder, Hauptbrandmeister Hans-Peter Flipsen, Brandmeister Stefan Breitfeld und Oberbrandmeister Christoph Jonen.
Aus Büttgen: Löschzugführer Markus Grünberg und sein Stellvertreter Frank Matheisen, Hauptbrandmeister Johannes Schmitz, der auch die Jubiläumsfeier entscheidend mitgestaltet hatte, sowie Hauptfeuerwehrmann Axel Hesper.
Das Fest ging mit einem Feuerwehrball weiter und endete gestern mit dem "Feuerwehrtag", an dem Rettungs- und Löscheinsätze demonstriert wurden. Auch ein großer Rettungshubschrauber landete auf dem Gelände.