Neuss: Geniales aus der Schatztruhe Langen
Die klassische Moderne und japanische Rollenbilder können in der Langen Foundation bewundert werden.
Neuss. Viktor und Marianne Langen haben das Schubladen-Denken der Kunsthistoriker nicht gemocht. Sie kauften, was ihnen Freude bereitete, egal, ob aus Asien oder Europa.
Sie hielten die Nase nicht nach dem Wind, loteten keine Trends aus und ließen sich von keinem Art Consulter sagen, wo es lang geht. Diese Freiheit des Denkens und Handelns, dieser Mut zum eigenen Urteil, zeigt sich in der Ausstellung mit dem bescheidenen Titel "Tradition und Moderne im Dialog".
Aus dem Schwitters-Archiv in Hannover, aus den Museen in Düsseldorf und Köln kamen die Fachleute angereist und staunten vor Werken, die kaum noch in dieser Qualität zu sehen sind.
Etwa ein Kurt Schwitters von 1920, eines der frühesten MERZ-Bilder des Künstlers. In dieser Assemblage werden all seine Impulse überdeutlich: Die fast noch futuristische Malweise, die Nähe zum Konstruktivismus, dessen russische Variante er damals vermutlich noch gar nicht kannte, und die Abkehr vom eher destruktiven Dadaismus der Zeit.
Farbenfroh, aber zugleich klar durchdacht in den Diagonalen der Fundstücke und genial gebaut ist dieses Relief. Es zeigt den ganzen Reichtum der Schwitter’schen Kunst.
Picasso war 31 Jahre alt, als er sich 1912 in einem Ferien-Zimmer in Südfrankreich aufhielt und das tat, was Wirtsleute normalerweise auf die Palme bringt:
Er malte ein kubistisches Wunderwerk direkt auf die Wand. Offensichtlich gefiel es ihm anschließend so gut, dass er es später vom Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler auf Leinwand sichern ließ.
"Ma Jolie" heißt das Werk, und bis heute ist nicht gesichert, wer diese Jolie eigentlich war. Eine andere Entdeckung Kahnweilers war Fernand Léger, dessen formale Strenge besticht.
Das Gemälde "Der blaue Baum" von 1937 vereint Bäume, Wolken und Katze in leichten, beschwingten Kurven, die den Stil des Nierentisch-Zeitalters nach dem Krieg vorwegzunehmen scheinen.
Ungewöhnlich frühe Arbeiten von Jawlensky und Wassily Kandinsky beweisen, wie sich das russische Gefühl für Farben und der deutsche Expressionismus aufs Schönste vereinen.
Ein lapidar dahin gepinseltes grünes Kreuz von Kenneth Noland oder die grandiose Nummer Eins der Telephonbilder von Laszlo Moholy-Nagy gehören in diese Wunder-Sammlung der Familie Langen.
Gepaart ist diese Blütenlese der klassischen Moderne mit erlesenen japanischen Rollenbildern wie den lachenden Mönchen Kanzau und Jittoku.