Kaarst: Mini-Bahnhof mit Freudenhaus

Digital gesteuerte Mini-Loks standen bei der internationalen Schau im Mittelpunkt.

Kaarst. Das Miniatur-Wunderland in Hamburg habe die Modelleisenbahn aus dem Keller in die Öffentlichkeit gerückt. Dieser These stimmten die Teilnehmer der Internationalen Modellbahnausstellung im Albert-Einstein-Forum am Wochenende zu. Schließlich hatten sie sich auch einiges abgeschaut von den Bastlern aus dem Norden.

Um dem Anspruch zu genügen, reiche ein Licht an der Lokomotive oder in einem Fenster nicht mehr aus. Die Veranstalter setzen auf Szenen aus dem wirklichen Leben.

"Wie an jedem Bahnhof gibt es auch bei uns ein Freudenhaus", erzählt Jürgen Schröder und verweist auf eine Szenerie im gedämmten Licht. An einer Bauruine verrichtet ein Landstreicher seine Notdurft. All das spielt sich im Karlsforst der 1950er und 1960er Jahre ab.

" Jürgen Schröder ist Mitglied der Interessengemeinschaft Modellbahn (IGM) Kaarst, die alle zwei Jahre die Ausstellung veranstaltet. Mit "Outlaws Corner" hatte der Club eine zweite große Anlage aufgebaut.

Beide wurden von den Mitgliedern in ihrem Vereinsheim, einer alten Kegelbahn, gebaut. Die Züge im Maßstab 1:87 bewegen sich in der Spur HO, begleitet von digital erzeugten Motorengeräuschen.

Das Computerzeitalter hat längst Einzug gefunden in die einst analoge Welt der Modelleisenbahn. Mit der Software Rocrail können die Züge vom PC aus gesteuert werden.

Das Betriebssystem ist kostenlos im Internet erhältlich und kann von jedem Nutzer weiterentwickelt werden. Das Zechendiorama von Jörg Schmidt feierte seine Premiere vor vier Wochen auf der Nürnberger Spielwarenmesse und wurde im Forum erst zum zweiten Mal öffentlich präsentiert. Mit Lichteffekten simulierte er über seiner Anlage mit Hafen und Rangierbahnhof Tageszeiten wie die Morgendämmerung.

Markus Drolshagen hat in seinen Kirmesplatz 12.000 LED-Lampen eingebaut, allein ein Viertel davon stattet die Achterbahn aus. Hier bewegt sich zwar keine Eisenbahn, dafür viele Fahrgeschäfte. Um seinen Rummel mit Leben zu füllen, besuchte Martin Jakubith im Sommer die Volksfeste und fing die Atmosphäre mit dem Tonband ein.

Viel Ruhe strahlt die Anlage "Blue Ridge & Western" mit viel Natur entlang der Bahntrasse aus. "Da kann man gut von der Arbeit abschalten", sagt Jürgen Schröder.

Ihren internationalen Anstrich erhielt die Modellbahnausstellung nicht nur durch dargestellte Szenerien aus den USA. Einige Gäste wie Henk van der Kolk kamen aus den Niederlanden. "Wir reisen durch ganz Europa und machen Betriebsspionage", scherzt van der Kolk.

Während Ideenklau unter den Modelleisenbahnern gebilligt wurde, musste Heinz Domin bereits in den ersten Stunden der Veranstaltung einen schmerzlichen Diebstahl melden. Eine Lok im Wert von 270 Euro wurde dem Gründungsmitglied der IGM Kaarst gestohlen.