Kaarst / Ortsrecht: Wohin mit den Hunden?

Die Verwaltung will die Anleinpflicht für Hunde außerhalb der Stadt aufheben. Dagegen laufen die Landwirte Sturm. Nun wird nach möglichen Freilaufflächen gesucht.

Kaarst. Im gesamten Stadtgebiet gilt die Anleinpflicht für Hunde. So ist es im Ortsrecht seit 1996 geregelt. Doch das Oberlandesgericht Hamm hat in einem Urteil entschieden, dass eine solche Regelung nicht rechtmäßig ist. Deshalb wollte die Stadtverwaltung das Verbot in der neuen Verordnung lockern: Die Anleinpflicht außerhalb bebauter Ortsteile, also zum Beispiel auf Wirtschaftswegen, sollte aufgehoben werden.

Gegen diesen "Freibrief" protestieren der Rheinische Landwirtschaftsverband, die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die Ortsbauernschaften und die ortsansässigen Landwirte. Denn sie befürchten, dass künftig noch mehr Hunde auf ihre Felder laufen. "Das dürfen sie eigentlich nicht, das ist eine fortlaufende Privatrechtsverletzung. Aber Hunde beachten nun mal die Grenzen nicht. Dafür müssten die Hundehalter verantwortlich gemacht werden", sagt Bürgermeister Franz-Josef Moormann in der Hauptausschusssitzung am Donnerstagabend. Doch das ist schwer zu kontrollieren.

"Auch die Identität der Hundehalter ist schwer festzustellen", weiß Stadtlandwirt Paul Heusgen. Er befürchtet, dass sich nach einer Änderung die Auseinandersetzungen zwischen Hundehaltern und Bauern erheblich verschärfen werden. Denn nicht nur das Saatgut werde durch die Hunde beschädigt, sondern auch die landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Kot und Urin der Hunde verunreinigt. "Unsere Obst- und Ackerflächen sind zertifiziert und unterliegen strengen Hygienekontrollen", sagt Landwirt Franz-Josef Küppers.

Eine Alternative zu den Wirtschaftwegen wäre es, die Waldwege freizugeben. "Da wir in Kaarst nur sehr wenige haben und diese von Erholungssuchenden und Sportlern genutzt werden, sind zusätzliche Konflikte vorprogrammiert", hält Ordnungsamtleiterin Brigitte Kaulen dagegen.

Mögliche Lösung: Freilaufflächen für Hunde. "Für ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück rechnen wir mit Kosten in Höhe von 16 000 Euro - für Umzäunung, Dog Stations, Bänke und Papierkörbe", rechnet Kaulen vor. Die Verwaltung will nun mit Hilfe einer Arbeitsgruppe nach möglichen Freilaufflächen für Hunde suchen. "Vorstellbar wären zum Beispiel das ehemalige Klärwerk und ein Fläche in der Nähe des Wasserwerks in Driesch", sagt Bürgermeister Moormann. "Doch wir sind ganz am Anfang unserer Betrachtung und wollen die Interessen unserer Gemüsebauern berücksichtigen."