Rhein-Kreis Neuss. Ein Autohersteller macht es vor: VW investiert in ein neues Autowerk in Kaluga 370Millionen Euro, bis zu 3500Arbeitsplätze sollen dort entstehen. Rund um die Fabrik ist ein Technologie-Park für Zulieferer geplant. Der schwierige, aber schnell wachsende russische Markt könnte schon bald mittelständische Unternehmen aus dem Rhein-Kreis Neuss nach Russland locken. Das hofft zumindest Landrat Dieter Patt, der jetzt zum dritten Mal eine Delegation aus der russischen Boom-Region im Kreishaus empfing.
Auf dem Arbeitsprogramm der 17-köpfigen Delegation unter Leitung von Alexander Petrowitsch Safronov, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Gesetzgebenden Versammlung Kalugas, standen Themen wie die kommunale Selbstverwaltung, Abfallwirtschaft, Sport und Theater.
Gerade was die kommunale Selbstverwaltung angeht, hoffen die Russen auf organisatorische und methodische Hilfestellung aus dem Kreishaus. Die Kontakte sollen im nächsten Jahr weiter vertieft werden: Ausgehend von den Erfahrungen der Kreisverwaltung und der Wirtschaftsförderung (Gütezeichen, Europabüro etc.) ist der Rhein-Kreis Neuss von der Fachhochschule in Bielefeld für ein europaweites Projekt ausgewählt worden, um beim Aufbau von demokratischen Wirtschaftsstrukturen in Russland zu helfen. "Wir sind stolz, dass wir so eine bedeutende Region beraten können", sagt Landrat Dieter Patt, der sich auf Anhieb gut mit Safronov verstanden hat. "Wir sind zurzeit dabei, unsere Verwaltung zu reformieren und glauben, dass das Modell aus dem Rhein-Kreis Neuss ein gutes Vorbild für uns sein kann", meint Safronov. Keine neue Aufgabe für die Verwaltung: In Perleberg (Brandenburg) und in Mikolów (Polen) begleitete der Kreis ebenfalls den Aufbau der Kommunalverwaltungen.
Beim Besuch der Delegation stand viel auf dem Programm: Zu den Stationen der russischen Gäste gehörten neben der Kreisverwaltung die Entsorgungsanlagen der Deponie in Grefrath mit der nahen Skihalle als Beispiel für die Folgenutzung eines ehemaligen Deponiegeländes, die Museumsinsel Hombroich, die Stadtverwaltung Grevenbroich, die Firmen 3M (Neuss) und LRS Planung & Technologie (Kaarst), der Tagebau in Grevenbroich und die Internationale Schule am Rhein (ISR) in Neuss.
Geographie Die Region Kaluga hat mehr als eine Million Einwohner. Die größten Städte sind die Hauptstadt Kaluga (350000 Einwohner) und Obninsk (100000 Einwohner). Stärkste Branchen sind der Maschinenbau, die Lebensmittelindustrie und die Forstwirtschaft.
Wirtschaft Geographisch gut gelegen, etwa 180 Kilometer von Moskau entfernt, entwickelte sich die Region in den vergangenen Jahren zu einem Anziehungspunkt insbesondere für die Automobilindustrie. 2006 wurde im Südwesten Kalugas der Grundstein für ein neues VW-Werk gelegt. Im April 2007 gab der Volvo-Konzern bekannt, in Kaluga eine Produktion für Lastkraftwagen bauen zu wollen.
Kooperation Seit 2004 besteht zwischen dem Rhein-Kreis Neuss und der Region Kaluga eine Kooperation in der Außenwirtschaftsförderung.