Neuss. Gebaut wurde sie von den Römern: Eine mächtige Steinbrücke überquerte seit dem 1.Jahrhundert n.Chr. die Erft, 85 Meter lang, mit zehn gemauerten Bögen. Von Grimlinghausen führte die Brücke fast direkt zum Legionärslager, wo 6000 Menschen lebten. Nichts ist von diesem gewaltigen Bauwerk geblieben. Jetzt aber wird die Römerbrücke wieder sichtbar - zumindest auf Papier und am Computer: Der Archäologe Carl Pause (Clemens-Sels-Museum) und der Vermessungsingenieur Martin Stitz haben recherchiert, analysiert, lokalisiert, vermessen und den Rechner genutzt. Entstanden sind Computeranimationen und ein Video.
Am Anfang stand das Aktenstudium. Berichte aus dem 14. Jahrhundert belegen, dass an der Erft eine steinerne Brücke aus Römerzeiten genutzt wurde - frühere Quellen sind nicht bekannt. Sicher ist die Nachricht von ihrer Sprengung: Das war im Truchsessischen Krieg im Jahr 1586. Die Menschen nutzten anschließend die Brückenreste als Steinbruch.
Ein Aquarell und eine Zeichnung aus dem 17.Jahrhundert sind die einzig erhaltenen Darstellungen: Auf diesen Karten sind deutlich die Ruinen der Brücke zwischen Grimlinghausen und Gnadental zu sehen. Das war der Ausgangspunkt für die beiden Brücken-Forscher. Zu sehen und genau zu orten sind die Fundamente der Bögen und die beiden Rampen. Auch zu erkennen: Ein Obelisk am Ende der Rampe auf Grimlinghauser Seite, der als Grenzstein zwischen dem Herzogtum Jülich (Grimlinghausen) und Kur-Köln (Gnadental-Neuss) diente. Dieser Grenzstein wiederum ist noch auf dem Neusser Urkataster aus dem Jahr 1858 eingezeichnet. Anhand dieser und anderer Übereinstimmungen gelang es Martin Stitz, die Brücke exakt zu lokalisieren.
Zur weitergehenden Rekonstruktion der Brücke selbst dienten neben dem Ruinen-Bild die Beobachtungen des Archäologen Constantin Koenen: Der hatte 1887 als einer der letzten bei Niedrigwasser im Flussbett der Erft Brückenreste ausmachen können - und sie präzise beschrieben. Jahrzehnte später war die genaue Lage der Brückenreste vergessen. Und auch ein Versuch im Jahr 1948, die von Koenen beschriebenen Fundamente zu lokalisieren, schlugen fehl.
Keine Chance sieht Carl Pause, jetzt noch Brückenreste zu heben, die liegen heute unter meterdicken Aufschüttungen. Umso überraschender die Computerergebnisse des Archäologen und des Vermessers. Diese Steinbrücke ist übrigens eine große Seltenheit in der Region, und vielleicht sogar "Alleinstellungsmerkmal". Bilder und das Video sind abrufbar unter