Neuss: „Es wird Zeit, dass etwas passiert“
Ideen für die City-Offensive sind gefragt: Ein Gesamtkonzept soll Kaufkraft in der Innenstadt halten.
Neuss. Wer Archivmappen zur Entwicklung der Neusser Innenstadt konsultiert, findet reiche Auswahl an Abgesängen. Alle zwei, drei Jahre wird das Ende beschworen: Zu viele Geschäftsketten, Niedergang der kleinen Läden und zuviel 08/15-Sonderangebote.
Nachdem bekannt wurde, dass es kein neues Einkaufszentrum im Hauptstraßenzug geben wird, fürchten nun viele, dass der renovierte Huma-Park Kaufkraft aus der Innenstadt abzieht.
Thomas Werz, der neue Citymanager in Diensten der NTTG, ist gerade dabei mit einem Arbeitskreis die Interessen alle Betroffenen in der Innenstadt unter einen Hut zu bekommen.
Erste Konzepte und "Zielvorstellungen" sollen nach der Sommerpause vorliegen. "Es wird endlich miteinander und nicht übereinander gesprochen", sagt Werz.
Der City-Manager will dabei eine gewisse Scharnierfunktion erfüllen, die Gespräche zwischen Rathaus, Geschäftswelt und Gastronomie erleichtern und vereinfachen.
"Wir müssen schauen, wie wir die Innenstadt vor der Konkurrenz retten können. Das klappt nur gemeinsam."
Unterstützt wird er dabei von der neuen Stadtmarketing GmbH, die ihre Arbeit am Dienstag aufgenommen hat. Kommentieren will er die City-Offensive der SPD, ein Sechs-Punkte-Papier zur Entwicklung der Innenstadt, nicht. "Wir müssen rasch etwas tun, das geht aber nur parteiübergreifend."
Für Thomas Toll, Vorsitzender des City-Treff Neuss, ist und bleibt die Bahn in der Stadt trotz ihres Rückbaus auf ein Gleis weiterhin ein Dorn im Auge.
Durch sie gehe die Atmosphäre verloren, die die historischen Gebäude und alten Häuser schaffen. Zweitwichtigster Punkt seiner Verbesserungsliste ist ein stadtplanerisches Konzept: "Es ist wichtig, ein Zusammenspiel der Plätze zu schaffen, die die Innenstadt bietet."
Alle Parteien und Bürger seien ebenso bei Punkt drei gefordert: dem Vermarktungskonzept der Stadt. Den Vorwürfen der Sozialdemokraten, dass es in der Stadt keine einheitlichen Öffnungszeiten gebe, widerspricht Toll vehement.
"Das gibt es", sagt er, räumt aber ein, dass vor allem in den Nebenstraßen die Besitzer der kleinen Läden ihre Öffnungszeiten oft flexibel gestalten.
Das beeinflusse aber auch nicht die Attraktivität der Stadt, sondern sei ein Resultat daraus.
"Es gilt am Gesamtkonzept zu arbeiten und einzelne Kritikpunkte zu bemängeln", fordert Toll. Er wirft der Stadt vor, sich ihrer Pflicht zur Stadtplanung entzogen zu haben und das "seit den letzten 30 Jahren".
Damit liegt er mit den Vorwürfen der SPD auf einer Linie. So bescheinigt Peter Ott (SPD) "Teilen der Verwaltung und insbesondere der CDU-Fraktion jahrelang in einen Dornröschenschlaf verfallen" zu sein.
"Die CDU hat sich in den endlosen Diskussionen um ein Einkaufszentrum verhaspelt und dabei die Innenstadt völlig vernachlässigt", so Michael Ziege von den Jusos im Kreis Neuss. "Es wird Zeit, dass in der City etwas passiert."
Bereits zwei Jahre vor der City-Offensive habe die SPD ein 10-Punkte-Programm zur Aufwertung der Stadt vorgelegt. Verschiedene Punkte würden bereits umgesetzt, lobt Ott.
Einige der Ideen aus dem Papier der SPD seien bereits im Einzelhandelskonzept festgeschrieben worden, so beispielsweise der Spiel- und Erlebnisplatz auf dem Freithof.
CDU-Vorsitzender Jörg Geerlings hält vor allem ein einheitliches Auftreten des Einzelhandels für wesentlich: "Die Ideen der SPD sind ja nicht neu."
Wichtige Impulse verspricht sich Geerlings auch von den neuen Immobilien-Standort-Gemeinschaften (ISG).
Innovative Feste und ein Fassadenwettbewerb könnten weitere Ansätze sein, um die Attraktivität im Hauptstraßenzug wieder zu steigern, so Geerlings.