Neuss: Königliches Hochzeitsbild gerettet
Restaurierung: „The King’s Wedding“, ein Werk des Präraffaeliten Edward Burne-Jones, ist vor dem Verfall gesichert.
Neuss. Mystisch erscheint die Szene, blaugewandete Frauen tanzen, auf einem steinernen Thron sitzt ein wenig entrückt ein herrschaftliches Paar, im Hintergrund musizieren Engel auf einer Balustrade: "The King’s Wedding", um 1870 gemalt von Edward Burne-Jones, zählt zu den herausragenden Werken in der Sammlung der Präraffaeliten im Clemens-Sels-Museum. Nach umfangreicher Restaurierung ist das wertvolle, eher kleinformatige Bild jetzt in einem unscheinbaren Pappkarton im Depot gelagert.
So anfällig ist das Kunstwerk, dass es bei den Schwankungen vor allem der Luftfeuchtigkeit im Ausstellungssaal schnell neuen Schaden nehmen würde. Dennoch wird es ab Mitte Juli wieder zu sehen sein. Zum erstenmal zeigt das Museum ein Werk in einer Art Vitrine, die tatsächlich ein Minimalgehäuse wei ein Rahmen um den Bilderrahmen ist: Das Bild wird hermetisch abgeschlossen, die Luftdaten werden übertragen. "Das ist perfekt, besser geht’s einfach nicht", sagt Kuratorin Uta Husmeier-Schirlitz begeistert.
Zu sehen ist dann ein Werk, das nach ihrer Einschätzung zu den Schlüsselwerken des Museums zählt. Beispielhaft seien hier die Motive der Präraffaeliten zusammengeführt: Strenger Bildaufbau, mythischer Blick zurück, Szene der Frührenaissance. Vor der Restaurierung wie von einem Nebel eingehüllt, ist "The King’s Wedding" nun wieder von starken Farben geprägt: allerdings stumpf, wie vom Künstler beabsichtigt.
Ebenso aufwändig wie heikel war die Arbeit, die in bewährter Weise von der Düsseldorfer Restauratorin Hiltrud Schinzel für das Museum übernommen wurde. Farbschichten hatten sich gelockert, und auf dem Bild erschienen "maulwurfsähnliche Häufchen", so Schinzel - einmal ganz abgesehen von zahlreichen Rissen. Erst nach langen Recherchen zu der komplexen Maltechnik und dem Austausch mit Wissenschaftlern aus dem Kunstmuseum Genf und der Londoner Tate-Gallery wagte sich die Restauratorin ans Werk, arbeitete sich bei zwölffacher Vergrößerung und mit altem Klebstoff Stück für Stück vor: "Die Festigung war das Übel." Fünf Monate hat die Arbeit gedauert, nun ist auch die kritische Expertin zufrieden.
Finanziert wird auch dieses Projekt durch einen Zuschuss. 18000 Euro stellt das Land für die Restaurierung von vier Bildern im Museum bereit. Neben Burne-Jones sind das Heinrich Nauens "Rhododendronblüte in gelber Vase", Rogier van der Weydens "Maria mit dem Kind" (um 1140) sowie "Le salon bourgeois" von James Ensor.