Neusss: Jurist zu Attacke auf Ex-Frau: "Ich wollte sie umbringen"

Der frühere Richter aus Neuss erklärte am Mittwoch seine Sicht der Dinge: Es sollte "etwas Archaisches" passieren.

Neuss. "Ich wollte meine Frau zurückhaben." Mit diesen Worten erinnerte sich gestern vor dem Düsseldorfer Landgericht der 57-jährige frühere Richter aus Neuss daran, wie er im September 2007 seine Ex-Frau in einem Geschäft an der Neustraße mit einem Stein attackiert hatte. Der Jurist muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten.

Überaus eloquent, fast poetisch erzählte er von seiner turbulenten Ehe mit der heute 48-Jährigen. "Sie war mir in all den Jahren eine treu ergebene Ehefrau." Alles hätten sie gemeinsam unternommen. "Wir hatten sogar vor, eines Tages nach Südfrankreich auszuwandern."

Durch seine zunehmenden Frauengeschichten hätte es jedoch häufig Eifersuchtsszenen gegeben, bis man schließlich beschlossen hätte, sich zu trennen. Als er erfahren habe, dass seine Frau einen neuen Partner hatte, sei für ihn eine Welt zusammengebrochen.

"Das mit unserer Trennung war doch gar nicht so ernst gemeint." In eine tiefe Traurigkeit sei er versunken, die er mit Alkohol und Kneipenbesuchen hätte übertünchen wollen. Am Tattag habe er alte Urlaubsfotos angesehen, so der Angeklagte. "Da wusste ich: Es muss etwas passieren." Doch was sollte das sein? "Auf jeden Fall etwas Dramatisches und Archaisches, damit die ganze Welt mitbekommt, was sie mit mir macht."

Er habe sich also einen Stein geschnappt und ein Küchenmesser eingesteckt, berichtete der Angeklagte gestern, bevor er zu dem Laden aufgebrochen sei, wo seine Ex-Frau als Verkäuferin arbeitete. "Ich wollte erst sie umbringen und mir dann die Pulsadern aufschneiden", sagte er mit ruhiger Stimme. Im Geschäft sei sein Tötungswille jedoch verflogen. Noch in der Ausholbewegung habe er festgestellt, dass er das gar nicht wolle. "Ich habe mich dann nur noch an meine Frau geklammert und sie festgehalten."

Drei Männer waren in den Laden gestürmt und hatten dem 57-Jährigen Stein und Messer abgenommen. Der Stein sei übrigens ein Erinnerungsstück an einen gemeinsamen Urlaub in Südfrankreich gewesen.

Nun muss das Gericht entscheiden, ob es der Einlassung des Juristen Glauben schenkt. Der Prozess wird am 10. April fortgesetzt, das Urteil soll am 15. April verkündet werden.