Planung in Neuss: CDU rudert zurück: Keine Wohnbebauung im Jahnstadion

Mit dem Verzicht auf eine Wohnbebauung erfüllt die CDU eine Hauptforderung der Bürgerinitiative „Rettet das Jahnstadion“.

Neuss. In allerletzter Minute hat die CDU eine Wende vollzogen und ihre Vorlage für die Sitzung des Sportausschusses zurückgezogen, die heute aber dennoch stattfinden wird. Damit ist der wohl größte Streitpunkt um die Neugestaltung des Jahnstadions, die geplante Bebauung an der Jahnstraße zur teilweisen Mitfinanzierung des TG-Zentrums, vom Tisch.

Zum dritten Mal zieht die CDU damit ihre Beschlüsse zurück. Rückblick: Nach Bekanntwerden der Pläne zu Jahresbeginn hatten Anwohner und Sportler beharrlich gegen eine geplante Bebauung der Rasenfläche oder der Hauptkampfbahn protestiert. Alternativvorschläge wurden entwickelt, die Konzeption überarbeitet. Ende August skizzierte Bürgermeister Herbert Napp dann die modifizierten Verwaltungspläne auf einer Bürgerversammlung in der Stadionhalle.

Der Stadtchef monierte die unausgegorenen Finanzierungsvorschläge der Bürgerinitiative (Landesmittel und Förderverein) und bekräftigte einmal mehr, dass man auf den so genannten Lückenschluss und damit auf die Bebauung an der Jahnstraße zur Teilfinanzierung nicht verzichten könne.

Sieben Wohnhäuser sollten dort auf einer Fläche von rund 300 Quadratmetern entstehen. Nun ist die CDU zurückgerudert und will sich offenbar im Superwahljahr so viele Gegner der Wohnbebauung nicht zu Feinden machen.

Eine Entscheidung der Parteigenossen, die den Bürgermeister verdutzt: "Ich kann nur meine Verwunderung über diese Rolle rückwärts zum Ausdruck bringen", erklärte Napp gestern, der den Kurswechsel aber nicht als eigene politische Niederlage verstanden wissen will. Einstimmig hatte die CDU-Fraktion in ihrer Sondersitzung am Montagabend beschlossen, die Vorlage zurückzuziehen. Napp selbst war bei der Abstimmung nicht dabei. Er hatte sich von der CDU-Sitzung frühzeitig verabschiedet.

Jetzt müsse wieder ganz neu nachgedacht werden, bedauert Napp. Festhalten wolle man aber an einer Neuordnung der Sportinfrastruktur in Neuss. Mit der Verlagerung des Fußballs auf die Bezirkssportanlage Stadtwald und der Leichtathletik auf die Wolker-Anlage werde eine deutliche Verbesserung in Richtung moderner Sportstätten erreicht.

"Bedarfsgerechte Sportstätten zu entwickeln, ist in der Sache richtig", meint Napp. Er sprach sich dafür aus, ein Werkstattverfahren durchzuführen, das den Bürgern deutliche Mitgestaltungsmöglichkeiten eröffnet. "Da müssen wir entscheiden, wer teilnimmt und wie man das anpackt", so der Stadtchef, ein breiter Konsens sei nötig. "Da bin ich auf Hilfestellung der Fraktionen angewiesen."

Wie künftig das Sport-Zentrum der TG Neuss auf dem Gelände integriert werden soll, ist noch völlig offen. Es könnte auf fünf Tennisplätzen entstehen, auf die die Tennisvereine dann verzichten würden. Der Platz sei dort aber beengt, meint Napp.

Die Variante: Statt Wohnbebauung könnte das TG-Zentrum direkt an der Jahnstraße entstehen. Eine Alternative, die von der Bürgerinitiative "Rettet das Jahnstadion" abgelehnt wird. "Der Wegfall der unsinnigen Wohnbebauung erfüllt eine Kernforderung der Bürger, was uns wirklich sehr freut. Aber ein Beschluss zur Bebauung des Stadions mit einem Sportzentrum an dieser Stelle wäre weder sinnvoll noch finanzierbar", sagt Frauke Arndt, Sprecherin der Bürgerinitiative.

"Damit ist das Jahnstadion weiterhin gefährdet. Wir hoffen inständig auf ein diesmal ehrlich gemeintes Werkstattverfahren, um der Stadt das Geld für weitere Fehlplanungen zu ersparen. Dabei muss offen bleiben, welcher Verein wo sein neues Vereinsheim oder Zentrum bekommt", fordert Arndt. Dennoch freut sie sich über den errungenen Erfolg nach der vielen Arbeit der vergangenen acht Monate: "Die Demokratie hat gesiegt."SPD: Das ist eine Bruchlandung für die CDU-Fraktion

Auch SPD-Fraktionsvorsitzender Reiner Breuer wertet den Wegfall der Bebauung als Erfolg einer engagierten Bürgerschaft und der Opposition. "Das ist eine Bruchlandung für die CDU und den Bürgermeister. Es ist keine klare Linie erkennbar", sagt Breuer.

Die für heute geplante Übergabe der 7000 Unterschriften zum Erhalt des Jahnstadions will die Initiative nun auf den Termin der Ratssitzung am 19. September verschieben, um dabei nochmals das Werkstattverfahren anzumahnen.