Vierbeiner auf der Massagebank

Tiermedizin: Sandra Weber hat sich als Physiotherapeutin für Hunde selbstständig gemacht.

<strong>Grevenbroich. Geduldig lässt Carlos sich die Beinmuskeln massieren. Hauptsache seinen heiß geliebten Massageball verliert er während der Behandlung nicht aus den Augen. Vorsichtig streckt und beugt Sandra Weber die Gelenke seiner Vorderläufe. An einer Pfote demonstriert sie die Funktionsweise des Beugereflexes: Durch leichten Druck auf einen sensiblen Nervenpunkt im Bewegungsapparat des Hundes bringt sie den Bearded-Collie-Rüden dazu, sein linkes Hinterbein unwillkürlich anzuwinkeln. Was Menschen fit macht, bringt auch Hunde wieder auf die Beine. Davon konnten sich jetzt die Besucher des Tags der offenen Tür bei Medicanis am Jakobusplatz in Neukirchen überzeugen. Seit November betreibt Sandra Weber dort eine neue Praxis für Hunde-Physiotherapie. In einer einjährigen Weiterbildung hat sich die staatlich anerkannte Human-Physiotherapeutin beim Zentralverband deutscher Krankengymnasten und Physiotherapeuten (ZVK) im ersten Jahrgang der neuen Fachrichtung zur Tierphysiotherapeutin für Hunde ausbilden lassen.

Tatsächlich sind die Unterschiede zwischen Human- und Hunde-Physiotherapie nicht so groß, wie man annehmen könnte. In beiden Fällen geht es um die Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten des Bewegungsapparates. "Der Hauptunterschied besteht darin, dass Hunde sich auf vier Beinen fortbewegen", erklärt Weber. "Eine Befundaufnahme des Gangbildes steht deshalb am Anfang jeder Behandlung."

Ebenso wichtig sei das Gespräch mit dem Hundehalter. Im Regelfall bringe dieser bereits eine Diagnose seines Tierarztes mit. Denn was für den kerngesunden siebenjährigen Carlos eine angenehme Kur sei, sei für viele Hunde etwa bei Wachstumsstörungen, chronischen Erkrankungen oder Verschleißerscheinungen eine notwendige tiermedizinische Behandlung.

Körpereinsatz ist also gefragt - nicht nur von den Patienten, sondern auch von der Therapeutin. Damit eine Behandlung aber möglichst nicht notwendig wird, hat Sandra Weber noch ein paar einprägsame Tipps für alle Hundehalter. "Wichtig ist eine gleichmäßige Bewegung", rät sie. "Für längere Spaziergänge sollte man weiche Böden wie Wald oder Feldwege bevorzugen." Wo dies nicht möglich ist, etwa bei Stadthunden, kann man wenigstens am Wochenende für Ausgleich sorgen.