Neuss. Für jeden Geschmack ist etwas dabei beim Neujahrskonzert in der Neusser Stadthalle. Die Kammerakademie Neuss am Rhein (DKN) unter Leitung von Lavard Skou-Larsen greift tief hinein in die Bonboniere der Musikgeschichte und präsentiert ein sehr gemischtes Programm mit beliebten Instrumentalstücken und Sopranarien. Trotz der Vielfalt gibt es ein einendes Motto: "Femme fatal".
Ganz so fatal und die Männer ins Unglück stürzend sind die Damen zwar nicht, deren Arien zu Gehör kommen (etwa Cleopatra aus Händels "Julius Cäsar"), doch geht es in all den Opern, aus denen nun Highlights aufgeführt werden, um komplizierte Liebesbeziehungen.
Esther Kretzinger verfügt über eine brillante Gesangstechnik, mit der sie vor allem die Triller der Donizetti-Arie hell funkeln lassen kann. Allerdings besitzt ihr Timbre keine sehr große Farbpalette, was den Gesang mit der Zeit recht eintönig erscheinen lässt.
Königlich eröffnet das Konzert mit der Musik "For the Royal Fireworks" des Wahl-Londoners Georg Friedrich Händel. Lavard Skou-Larsen wählt allerdings ein so zügiges Tempo, dass die majestätische Grandezza einem hektischen Hüpfen weicht. Ähnlich ergeht es dem "Einzug der Königin von Saba", der wie im comicartigen Zeitraffer abzulaufen scheint.
Im "Rondo alla Zingarese" aus einem Brahms-Klavierquartett, das Arnold Schönberg für Orchester bearbeitete, zahlte sich der virtuose Zugriff dann aber höher aus, da Bravour und feuriges Temperament einfach zu der im "Zigeuner-Stil" komponierten Musik gehören.
Das zahlreich erschienene Publikum, darunter eine Delegation aus der türkischen Partnerstadt Bolu, spendet von Begeisterung zeugenden Beifall.