Neujahrsschwimmen: Froschmänner stürzen sich in die Erft

Zum zehnten Mal sprangen Rettungstaucher und -Schwimmer in den Fluss, um das Jahr zu begrüßen.

<strong>Neuss. Ungeduldig treten die Zuschauer von einem Fuß auf den anderen. Sie stehen auf der Brücke, die hinter dem Kinderbauernhof in Selikum über die Erft führt. Seit genau zehn Jahren sorgen die Rettungsschwimmer der DLRG und der DRK-Wasserwacht für ein Schauspiel, das bei den Zuschauern regelmäßig für Gänsehaut sorgt, aber für die Teilnehmer ein wahres Gaudi ist: das Neujahrsschwimmen.

Dann endlich, eine halbe Stunde, nachdem sie an der Erprather Mühle ins Wasser gestiegen sind, treiben die ersten in Neopren eingepackten Schwimmer auf die Erftbrücke zu, wo schon rund 30 Zuschauer auf sie warten. Ein Stück begleitet wurden sie vom Neusser Kinderprinzenpaar, das sich allerdings ins trockene Boot setzen durfte.

An der Brücke neben Schloss Reuschenberg heißt es für die rund 35 Teilnehmer mit ihren Gummitieren, Schwimmreifen und Booten erstmal: Raus aus dem Wasser! 13 bis 14 Grad hat das Wasser des Flüsschens und ist damit etwa doppelt so warm wie die umgebende Luft. Die Erft ist immer recht warm, weil sie zur Kühlung in den Kraftwerken eingesetzt und dadurch erhitzt wird.

So mild war die Außentemperatur allerdings selten, seit die Neujahrstradition vor zehn Jahren wieder aufgenommen wurde: "Wir sind auch schon bei zweistelligen Minuswerten in der Erft geschwommen", sagt der Pressesprecher der DRK Wasserwacht Dirk Büchen. Je kälter die Luft, desto angenehmer ist das Wasser.

Mit einem warmen Tee und kleinen Pläuschen mit den Zuschauern vertreiben sich die Neujahrsschwimmer die zehnminütige Pause, die nach jedem Drittel der Strecke ansteht, dann drängt es sie wieder zurück ins Wasser. Sechseinhalb Kilometer lang ist die Strecke in der Erft bis zur Rheinmündung. Sie wird in etwa eineinhalb bis zwei Stunden zurückgelegt.

Jüngster Teilnehmer ist Michael Breuer. Der Elfjährige strahlt über das ganze Gesicht, als er in seinem nassen Neoprenanzug ans Ufer klettert. "Mein Vater und mein Bruder sind voriges Jahr auch schon mitgeschwommen und ich wollte auch unbedingt", sagt er. Kalt sei ihm überhaupt nicht, sagt er und schüttelt den Kopf, dass die Tropfen fliegen.

Theoretisch, erklärt Büchen, kann jeder am Neujahrsschwimmen teilnehmen, der Ausrüstung, Konstitution und die nötigen Schwimmkenntnisse mitbringt. Mit dabei sind deshalb nicht nur Rettungsschwimmer- und taucher, sondern auch einige Mitglieder der Jugendgruppen, die noch als Retter ausgebildet werden.